Kärnten - zentrale Ostalpen - Großglockner

geschrieben von
Kärnten - zentrale Ostalpen - Großglockner by Lisa W.

Allgemeine Informationen

Am 05./06. Juli 2016 war es endlich soweit, wir machten uns auf den Weg, den höchsten Berg Österreichs zu besteigen. Der Großglockner ist nicht nur der höchste Berg der Alpenrepublik, sondern auch das Herzstück des Nationalparks Hohe Tauern. Er ist der Lebensraum für zahlreiche Tiere und seltene Pflanzen. So hatten auch wir auf unserer Tour das Glück zahlreiche süße und zottelige Murmeltiere beobachten zu können. Aber auch Steinböcke, Gämsen und Steinadler haben hier ihr Zuhause. Der „schwarze Berg“ ragt 3.798 m in die Höhe und trägt 180 m² Gletscher auf dem schroffen Schiefergestein. Er überragt auch den längsten Gletscher der Ostalpen – die Pasterze – welcher an der dicksten Stelle 275 m misst und insgesamt ca. 9 km lang ist. Wir reisten bereits am Vortag, Montag 04.07.2016, am Nachmittag an, damit wir am nächsten Morgen ausgeschlafen und entspannt unsere Tour starten konnten. Ein sehr gemütliches, sauberes und schönes Zimmer fanden wir bei der außerordentlich gastfreundlichen Familie Fleißner in der Pension Edelweiß in Heiligenblut.

Tag 1 - Aufstieg (Glocknerhaus - Salmhütte)

Am Dienstag in der Früh um 06:30 Uhr klingelte für uns der Wecker und um 7:00 Uhr wurden wir in der Pension Edleweiß mit einem leckeren und ausreichenden Frühstück verwöhnt. Mit viel Energie machten wir uns um 07:40 Uhr, mit dem Auto, auf den Weg in Richtung Glocknerhaus. Über die mautpflichtige Großglockner Hochalpenstraße (Tagesticket für PKW 35 Euro, jeder weitere Tag jeweils 11 Euro) fuhren wir von der Unterkunft aus etwa 25 Minuten zum Ausgangspunkt. Direkt vor dem Glocknerhaus (2132 m) gibt es ausreichend Platz zum Parken.

Gut gerüstet und bei strahlendem Sonnenschein startete unsere Tour um genau 08:17 Uhr in Richtung Gipfel.  Anfangs geht ein schmaler Trampelpfad S-wärts hinab zum Margaritzen-Speichersee (2000 m), welchen wir über dessen Staumauer überquerten um auf die andere Talseite zu gelangen. 

Auf der anderen Seite angelangt gingen die Schritte auch schon bergaufwärts. Ebenfalls auf einem schmalen Trampelpfad gelangten wir nach dem ersten kuren Anstieg an eine Weggabelung. Wir orientierten uns nach rechts und folgten weiter dem Schild in Richtung Salmhütte. Anfangs steigt der Weg erst sanft, ab ca. der Hälfte jedoch sehr steil bis zur Stockerscharte an. Diese erreichten wir um 09:36 Uhr auf 2501 m.

Weiter ging es auf dem Wiener Höhenweg zuerst leicht bergab. Nach kurzer Zeit gelangt man an eine etwas ausgesetzte Wegführung, welche aber mit Drahtseilen gesichert ist und ohne jegliche Probleme überwunden werden kann. 

Anschließend ging es leicht ansteigend vorbei an den Felspfeilern des Schwertecks und wirklich sehr vielen herumrennenden Murmeltieren, weiter zur Salmhütte auf 2638 m, welche wir um 10:46 Uhr erreichten.

Dort befand sich dann auch der Treffpunkt mit unserem Bergführer „Ambros“ von den Bergführern Heiligenblut. Die Besteigung des Großglockners in Begleitung eines Bergführers ist absolut empfehlenswert, da er gerade im Gletscherteil und im letzten Part des Aufstiegs, durch seine Jahrelange Erfahrung, uns den besten Weg zeigte und zusätzliche Sicherheit bot. Es ist maximal eine Gruppengröße von 3 Personen möglich (Kosten Bergführer: Bei 3 Personengruppe 195 Euro p.P.; bei 2 Personengruppe 245 Euro p.P. ; bei 1ner Person 400 Euro). Nach kurzer Verpflegung, bekam jeder von uns ein Paar Steigeisen vom Bergführer, da wir keine Eigenen besitzen. 

Salmhütte – Herzog Johann Hütte

Nach der Pause, nahmen wir unsere Tour um 11:47 Uhr zusammen mit Ambros wieder auf.

Zunächst ging es unterhalb des Schwerteckes auf einem schmalen Schottertrampelpfad, noch im Grünen, leicht bergauf voran. Doch schon nach kurzer Zeit gelangten wir auf das erste große Schneefeld, des stark zurückgegangenen Hohenwartkees.

Dieses war mit unseren Wanderstiefeln noch ohne Probleme begehbar. In leichten S-Kurven ging es angenehm bergauf. Ab und an gelangte man wieder auf ein kleines Schotterfeld. Auf diesem Schnee-Schotterfeld knackten wir dann auch um 13:11 Uhr zum ersten Mal die 3000 m Marke, welche auf einem kleinen Felsen durch einen Holzpfahl markiert ist.

Nur 15 Minuten später erreichten wir den Felsen, welcher über einen sehr steilen Klettersteig auf die Hohenwartscharte (3183 m) führt. Der Klettersteig ist mit einer Seilsicherung und teilweise eingebohrten Stufen versehen.

Ziemlich steil ging es die Felswand hinauf. Hier ist absolute Schwindelfreiheit notwendig. Von der Hohenwartscharte aus gingen wir an der Seilschaft am oberen Rand des Äußeren Hofmannkeeses auf Eis entlang. Da hier die Gefahr von Gletscherspalten oder des Abrutschens besteht, sicherte uns der Bergführer über die Seilschaft. Steigeisen waren hier noch nicht notwendig. Am Ende des Hofmannkeeses ging es weiter zum Salmskamp, welcher ziemlich steil, teils ausgesetzt kletternd, zur Erzherzog-Johann-Hütte auf der Adlersruhe führt (3454 m).

Diese erreichten wir ziemlich erschöpft um 14:45 Uhr. Genau richtig, denn nur eine halbe Stunde später zogen dichte Wolken und Nebel um den Gipfel und die Hütte herum und es fing an zu Regnen und zu Gewittern. Aufgrund dessen entschied der Bergführer, dass wir den Aufstieg zum Gipfel auf den darauffolgenden Tag in der Früh verlegen und gleich auf der Hütte zum Nächtigen bleiben. Diese Übernachtung war eh von Anfang an mit eigeplant, da der komplette Auf- und Abstieg sonst zeitlich kaum bis gar nicht zu schaffen wäre.

Wir waren mit anderen aufstiegswilligen Gruppen in einem Bettenlager untergebracht. Die jungen Servicekräfte der Hütte waren allesamt wirklich sehr freundlich. Das Essen war lecker und es gab auch reichlich davon (Suppe – Gulasch mit Nudeln – Obst), denn wer nicht satt wurde, bekam sofort einen großen Teller Nachschlag. Das angegebene Abendessen und ein Frühstück waren im Übernachtungspreis von 50 Euro p.P. mit inbegriffen. Die Hütte ist wirklich sehr schön und gemütlich eingerichtet. Jedoch ist zu erwähnen, dass es keinerlei fließendes Wasser gibt, somit ist weder Duschen noch Waschen möglich, wenn man nicht selbst noch ein bisschen Wasser mit dabei hat.

Tag 2 - Der Gipfel und der Abstieg (Herzog Johann Hütte - Großglockner)

In der Früh um 4:45 Uhr klingelte bereits der Wecker. Zu diesem Zeitpunkt war es draußen noch dunkel. Wir zogen uns bereits Aufbruch fertig an und packten unsere Rucksäcke. Eine dreiviertel Stunde später, pünktlich zum Sonnenaufgang, gab es Frühstück, bestehend aus Kaffee/Tee, Brot, Marmeladen und Wurst. Frisch gestärkt starteten wir als zweite Kleingruppe um 05:55 Uhr den Endspurt zum Gipfelkreuz. Das Wetter war gigantisch. Der Himmel war strahlend blau, die Sonne stand bereits kurz oberhalb der Berge und im Tal tummelten sich große Wolken- und Nebelfelder, deren Schleier durch den Wind ab und an etwas nach oben gewirbelt wurde.  Nun hatten wir von Beginn an unsere Steigeisen fest an den Wanderstiefeln befestigt, da wir nun ausschließlich auf Eis unterwegs waren.

Anfangs gingen wir leicht ansteigend auf einem großen Eisfeld in Richtung des Glocknerleitl bei einem Atemberaubenden Ausblick. 

Unser Gepäck konnten wir glücklicherweise auf der Herzog-Johann-Hütte zwischenlagern, was den Aufstieg etwas erleichterte. Gegen 06:35 Uhr erreichten wir das Glocknerleitl, ein 40 Grad steiler Anstieg hinauf zum „Sattel“. Dort begann dann die ausgesetzte Kletterei, weshalb wir unsere Wanderstöcke am „Sattel“ ablegten und erst auf dem Rückweg von dort wieder mitnahmen. Wir mussten den größten Teil der Strecke fast auf allen Vieren bergauf klettern und kraxeln.

Die Seilschaft wurde wieder zur Sicherung vor einem Absturz angelegt und so überschritten wir den schmalen Grat des Kleinglockners. Auf diesem Grat befinden sich im etwa 5 Meter Abstand immer wieder hohe Stangen zum Sichern. Nach Erreichen des Kleinglockners kletterten wir wieder einige Meter abwärts zur Glocknerscharte.

Direkt nach der Glocknerscharte befindet sich ein ca. 6 Meter hoher Aufschwung mit sehr hohem Schwierigkeitsgrad, gefolgt von etwas leichterer Kletterei bis hin zum Gipfelkreuz. Um 07:12 Uhr erreichen wir überglücklich und immer noch bei strahlendem Sonnenschein das Gipfelkreuz. Es war GIGANTISCH!

Abstieg

Der Abstieg ging exakt auf demselben Weg zurück, wie wir auch Aufgestiegen sind. Hierbei gestaltete sich der Abstieg vom Gipfel zur Herzog-Johann-Hütte als ziemlich schwierig. Durch die starke Sonne hatte die Eisoberfläche bereits angefangen zu schmelzen, weshalb das Absteigen zur Glocknerscharte und am Glocknerleitl teils sehr rutschig war. Hier ist noch einmal auf die hervorragende Arbeit von „Ambros“ unseren Bergführer hinzuweisen, der uns genau gesagt hatte, wie wir bei diesem schwierigen Teil am besten unsere Füße stellen sollten und wir entgegen kommenden Gruppen am geschicktesten und sichersten Ausweichen konnten. Kurz vor unserer Hütte wurde es so klar, dass man sogar teilweise die Dolomiten in der Ferne sehen konnte.

Um 09:15 Uhr erreichten wir wieder die Herzog-Johann-Hütte, in welcher wir nur einen sehr kurzen Stopp einlegten, um die Steigeisen abzunehmen und unser Gepäck wieder auf die Schultern zu schnallen. Ab hier ging es dann relativ schnellen Schrittes abwärts in Richtung Salmhütte. Nach dem Klettersteig konnten wir sogar querfeldein über die Schneeflächen des Hohenwartkees hinabschlittern, was uns Zeit und auch viel Kraft einsparte. Gegen 11:30 Uhr erreichten wir die Salmhütte. Hier aßen und tranken wir zum Abschluss mit unserem Bergführer noch einmal eine Kleinigkeit und bedankten uns bei ihm für diese zwei wunderschönen Tage. Außerdem erhielt jeder von uns eine Urkunde mit dem eigenen Namen und Datum der Besteigung.

Um 12:15 Uhr machten wir uns zum Schlussspurt bereit. Wieder vorbei an wahnsinnig vielen Murmeltieren, weiter zur Stockerscharte und dann steil hinab zum Margaritzen-Speichersee. Zu guter Letzt wurden wir noch mal mit dem letzten kleinen Aufstieg vom Speichersee hinauf zum Glocknerhaus gefordert. Doch dann, um 14:17 Uhr, hatten wir es endlich geschafft. Überglücklich, total erschöpft und bei strahlendem Sonnenschein erreichten wir das Glocknerhaus.

Fazit

Die Tour auf den höchsten Berg Österreichs über den „Weg der Erstbesteiger“ ist wirklich eine Reise wert! Landschaftlich wunderschön und auf dem Weg zum Gipfel ist für jeden Bergsteiger etwas dabei, von normalem Schotterweg über Trampelpfad, Klettersteig, Gletscher, Geröllfeld uvm. Im ausreichenden Abstand, von ca. jeweils 3 Stunden, wird immer wieder eine Hütte erreicht, welche ausreichend gutes Essen und Trinken, sowie auch Übernachtungsmöglichkeiten bieten. Somit kann die Tour perfekt auf einen selbst und der eigenen Kondition zugeschnitten werden. Jedoch ist der Großglockner nichts für Unerfahrene, nicht schwindelfreie oder trittunsichere und konditionsschwache Wanderer. Der Berg erfordert viel Kraft und Ausdauer und man sollte keine Scheu vor dem Bergsteigen mit Steigeisen haben. Solltest du die dementsprechenden Eigenschaften besitzen, steht einer Großglockner Besteigung nichts mehr im Wege J Außerdem ist als positiv anzumerken, dass zumindest an unseren beiden Tagen auf dem „Weg der Erstbesteiger“ kaum bis gar kein Personenaufkommen war, was wir als sehr angenehm empfanden.

Wir empfehlen außerdem wärmstens diesen Aufstieg in Begleitung eines Bergführers zu unternehmen. Er kann sehr viel Wissenswertes und Interessantes über die Entwicklung des Gletschers bzw. der Pasterze erzählen, aber auch über die einzelnen Hütten, Wege, umliegenden Berge etc. Zudem haben die Bergsteiger die jahrelange Erfahrung am Großglockner, wissen genau wo und wie man sich am Besten bewegen soll, wann eine Sicherung angebracht ist und weist einem den richtigen Weg, welcher alleine nur schwer zu finden bzw. zu folgen wäre, da er eher schlecht markiert ist (zumindest bei uns, Anfang Juli, als noch relativ viel Schnee lag). Außerdem ist gerade an diesem hohen Berg oft mit plötzlich eintretenden Nebel oder Unwetter zu rechnen und ohne einen Bergführer wäre man auf den großen Schneefeldern schnell orientierungslos, was sehr gefährlich werden kann (Akute Absturzgefahr!!!). Alles in Allem waren es zwei wunderschöne und anstrengende Tage und jeden Cent sowie jede Schweißperle absolut wert. Wir würden diesen Aufstieg auf jeden Fall wieder machen!

Weitere Informationen

  • Route Aufstieg: siehe Tourenbeschreibung
  • Route Abstieg: siehe Tourenbeschreibung
  • Dauer für Aufstieg: 6,5 Stunden
  • Dauer für Abstieg: 1 Stunde
  • Ziel Höhe / Gipfel: 3.798 Meter
  • Höhenmeter: ca. 1600 Höhenmeter
  • Schwierigkeitsgrad: schwer
  • Empfohlende Wandermonate: k.A.
  • Klettersteig: nein
  • Sehenswürdigkeiten: siehe Tourenbeschreibung
  • Einkehrmöglichkeit: siehe Tourenbeschreibung
  • Schuhwerk: knöchelhohe Bergschuhe mit guter Profilsohle
  • Trittsicherheit: erforderlich
  • Schwindelfrei: erforderlich
  • Wanderkarte: KEINE
  • Weiterempfehlen: ja - ich würde die Tour wieder machen
  • Hinweis:

    Die Benutzung des Tourenberichtes erfolgt auf eigenes Risiko. Es wird keine Haftung für etwaige Unfälle und Schäden jeder Art übernommen.

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