Auf dem Ochsenweg von Wedel bis nach Flensburg

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Der Ochsenweg führt in Deutschland unter anderem an Flensburg vorbei, wo es beispielsweise das Nordertor zu bestaunen gibt. Der Ochsenweg führt in Deutschland unter anderem an Flensburg vorbei, wo es beispielsweise das Nordertor zu bestaunen gibt. Pixabay.com © ptra CCO Public Domain

Der Ochsenweg zählt zu den beeindruckendsten Wanderwegen Deutschlands. Auf einer Strecke von insgesamt 245 Kilometer führt er von Wedel bis nach Flensburg. Wer seine Reise dann noch fortsetzen möchte, kann in weiterer Folge einfach auf dem dänischen Teil des Ochsenweges, dem sogenannten Hærvejen weiterwandern und dabei die Natur, die Städte und die Geschichte Jütlands erkunden. Dadurch ergibt sich eine Streckenlänge von insgesamt etwa 540 Kilometer.

Auf der Spur der Ochsen

Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert verlief über die Strecke von Wedel in Schleswig-Holstein bis nach Viborg in Dänemark ein bedeutender Viehtrieb, der sogenannte Ochsendrift.

Bis etwa zum Jahr 1800 war der Handel mit Ochsen in Europa ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Denn von den Geschäften profitierten nicht nur die Viehbesitzer selbst. Darüber hinaus war es auch für die Landesherren, die entsprechende Wegzölle verlangten, ein beliebtes Zusatzeinkommen. Entlang der Städte des Weges fanden Märkte statt, die den Städten zusätzliche Einnahmen bescherten und auch die Bauern verdienten sich durch den Verkauf von Heu ein wenig Geld. Den Höhepunkt erlebte das Geschäft mit den Ochsen im Zeitraum von 1610 bis 1620. Zu dieser Zeit wurden jährlich bis zu 45.000 Ochsen über den Ochsenweg transportiert. Durch die enormen Veränderungen in der Wirtschaft, der Politik und der Gesellschaft in den darauffolgenden 200 Jahren schrumpfte der Handel jedoch zusehends und kam schließlich ganz zum Erliegen. Der Ochsenweg war allerdings nicht nur eine wichtige Handelsroute, sondern vor allem im Mittelalter und in der frühen Neuzeit ein beliebter Pilgerweg, der die Menschen von Nordeuropa bis nach Italien führte. Der jütländische Teil des Jakobsweges, die sogenannte Via Jutlandica, folgt im Wesentlichen auch heute noch dem Streckenverlauf des Ochsenweges. Für Händler hat der Ochsenweg aktuell zwar keine Bedeutung mehr, dennoch blieb die Strecke zu größten Teilen erhalten und dient heute vor allem Wanderern und Radfahrern als beliebte Route für ihren Urlaub.

Der deutsche Teil des Ochsenweges

Wer den deutschen Teil des Ochsenweges bewältigen möchte, sollte seinen Rucksack packen, die Trekkingstöcke nicht vergessen und mit der Bahn oder dem eigenen PKW zum Ausgangspunkt nach Wedel fahren. Von dort aus führt der Weg zunächst einmal bis Uetersen. Die Originalroute des Ochsenweges wurde teilweise zu Schnellstraßen ausgebaut. Deshalb führen Teile des Weges parallel zur ursprünglichen Strecke. In Uetersen teilt sich der Weg darüber hinaus in eine östliche und eine westliche Route auf. Auch diese Teilung hat einen historischen Hintergrund. Denn auch damals gab es schon Konkurrenz zwischen den einzelnen Städten und Grenzübergängen, die alle ihren Teil des Kuchens abhaben wollten.

Erst ab Rendsburg ist der Streckenverlauf wieder einheitlich. Dort gibt es unter anderem die Rendsburger Hochbrücke zu bestaunen. Dabei handelt es sich um eine zwischen 1911 und 1913 erbaute Stahlkonstruktion, die den Nord-Ostsee-Kanal überspannt. Die Brücke war 99 Jahre lang die längste Eisenbahnbrücke Deutschlands. Es handelt sich dabei um eines der bedeutendsten Technikdenkmäler des Landes. Deshalb wurde die Brücke auch im Jahr 2013 von der Bundesingenieurkammer als Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland ausgezeichnet. Die Brücke ist aber bei Weitem nicht die einzige Sehenswürdigkeit, die es entlang des Ochsenweges in Deutschland zu bestaunen gibt. Für eine kleine Pause eignen sich darüber hinaus:

  • Das UNESCO Welterbe Danewerk
  • Das Rosarium in Uetersen
  • Der Wildpark Eekholt bei Bad Bramstedt
  • Der Kinder-Kunstpfad in Nortorf
  • Eine Fahrt mit der Schwebefähre in Rendsburg
  • Das Schloss Gottorf in Schleswig
  • Das Wikingermuseum Haithabu in Flensburg
  • Die Museumswerft in Flensburg.

Entlang der Strecke wurden außerdem große Ochsenhörner aus Holz aufgestellt, die an die historische Bedeutung des Weges erinnern sollen. Auf dem Geestrücken geht es von Rendsburg schließlich weiter bis nach Flensburg. Der deutsche Teil des Ochsenweges endet an der Grenze bei Padborg.

Der dänische Teil des Ochsenweges (Hærvejen)

Auf dem Hærvejen gibt es die Möglichkeit, über eine Strecke von mehreren hunderten Kilometern durch Jütland die gesamte Bandbreite der dänischen Natur zu bewundern.

In Südjütland führt der Hærvejen von Padberg bis nach Jelling. Das Erlebniszentrum Kongernes in der Wikingerstadt Jelling bietet seinen Besuchern eine Reise ins Zeitalter der Wikinger. Entlang der Strecke liegt darüber hinaus die Ravning-Brücke, die laut historischen Aufzeichnungen im Jahr 980 erbaut wurde. Sie war bis zum Jahr 1935 die längste Brücke Dänemarks. Unmittelbar neben der ursprünglichen Brücke befindet sich heute eine Rekonstruktion, die einen guten Eindruck von der Dimension des Bauwerks vermittelt. Wofür die Brücke damals genutzt wurde, ist bis heute nicht genau bekannt.

In Nordwestjütland führt der Ochsenweg in Dänemark über steile Küstenabschnitte, Wälder und zum Teil auch landwirtschaftliche Flächen. Am Weg liegt die Hafenstadt Hirtshals sowie die Muschelstadt Løgstør, in der jährlich im Hafen das Muschelerntefest und das Muschelfestival stattfinden. In Nordostjütland verläuft der Ochsenweg zwischen Frederikshavn und Aalborg. Eine besonders beliebte Etappe ist dabei der rund 30 Kilometer lange Streckenabschnitt von Jyske Aas nach Hammer Bakker, da hier die Natur besonders abwechslungsreich ist. Entlang der Strecke gibt es einige alte Kirchen und eine erstaunliche Vielzahl an Grabdenkmälern.

Das Mitteljütland führ von Viborg bis nach Jelling. Bei Viborg handelt es sich um die ursprüngliche Hauptstadt des Ochsenweges, in der es auch zahlreiche Sehenswürdigkeiten zu bewundern gibt. Direkt am See Tange liegt beispielsweise das Energiemuseum, das nicht nur die Geschichte der Energiegewinnung aufzeigt, sondern darüber hinaus auch einen Ausblick in eine mögliche Zukunft bietet. In der Stadt selbst befindet sich der Viborger Dom, der erstmals im 12. Jahrhundert erbaut und im Laufe der Geschichte drei Mal Bränden zum Opfer gefallen ist.

Im Himmerland müssen sich Wanderer zwischen zwei Routen entscheiden. Die Wanderung kann entweder im Westen in Løgstør oder im Osten in Aalborg begonnen werden. Aalborg ist die drittgrößte Stadt Dänemarks. Eine schöne Aussicht auf die interessantesten Bauwerke der Stadt bietet zum Beispiel eine Hafenrundfahrt mit der Oldtimer-Fähre MS Kysten. Der alte Stadtkern ist zu größten Teilen Fußgängerzone und eignet sich wunderbar zu einer kleinen Shoppingtour sowie der Besichtigung des unterirdischen Gråbrødrekloster-Museums.

 

Reiner

Ich bin seit meiner Kindheit viel in den Bergen unterwegs. Mit meinem Bergfreund Sebastian habe ich deshalb das Projekt wandersüchtig.de gestartet. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und würde mich freuen, wenn Ihr öfters bei uns vorbeischaut.