Kanada - Jasper Nationalpark

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 Kanada - Jasper Nationalpark by Bastian D.

1. Tag

Den Jasper Nationalpark erreichen wir nach nur wenigen Minuten Fahrt von unserer letzten Station im Banff NP, dem Hilda Creek Hostel. Ziel des Tages sind die Miette Hot Springs nordöstlich von der Ortschaft Jasper gelegen. Hier haben wir uns eine Unterkunft reserviert, um am nächsten Tag den Sulphur Skyline Trail zu wandern, eine Empfehlung aus der Facebook-Gruppe „Jasper Hiking Buddies“-    Da wir bereits am Vortag das Columbia Icefield Discovery Center besucht hatten und wenig beeindruckt waren, lassen wir dieses links liegen. Ebenso den wenige Minuten nördlich gelegenen Glacier Skywalk, für den man aber ohnehin am Discovery Center buchen muss und dann mit dem Bus dorthin gefahren wird. Meiner Meinung nach ein Erlebnis, dass sich nicht besonders lohnt, vergleichbare Aussichten bieten sich eigentlich von jedem Parkplatz entlang des Icefields Parkway, beispielsweise vom nahegelegenen Stutfield Glacier View Point.

Den nächsten Stopp legen wir an den Sunwapta Falls ein, wo es kühl und regnerisch ist. Deshalb legen wir nur eine kurze Fotopause ein, ehe es wieder auf die Straße geht.

 

Auch der nächste Fahrabschnitt wird ein kurzer, nur ca. 20 Minuten entfernt in Richtung Jasper liegen die Athabasca Falls. Hier nehmen wir uns die Zeit, die vielen angelegten und befestigten Pfade abzulaufen und uns die beeindruckenden Fälle von verschiedenen Punkten in verschiedenen Perspektiven anzusehen.

 

Nicht weit entfernt liegt nun das Valley of the Five Lakes, dass mir in der Facebook-Gruppe ebenfalls als Ausgang für eine schöne Wanderung empfohlen wurde, genau wie der zwischen Jasper und den Miette Hot Springs liegende Maligne Canyon. Allerdings freuen wir uns nach der Zeit im Hilda Creek Hostel auch auf ein wenig Luxus und da es bereits Nachmittag ist beschließen wir, gleich zu unserer Unterkunft zu fahren und den Tag in den Hot Springs ausklingen zu lassen. Das gleich daneben liegende Resort, in dem wir unsere Unterkunft gebucht haben, ist nur sehr spärlich besucht, was wir dazu nutzen, uns die verschiedenen Zimmerkategorien anzusehen und dann doch noch ein Upgrade zu buchen. Und dann geht es auch schon in die 5 Gehminuten entfernten Hot Springs. Freundliches Personal, saubere Gänge und Umkleiden und schließlich vier Außenbecken mit Temperaturen von 38° und 40° C sowie 16° und 20° C zum runterkühlen. Wir hatten zwar während der Tage in Banff einige Begegnungen mit deutschen Touristen, die Hot Springs scheinen aber besonders hoch in der Gunst unserer Landsleute zu stehen. Neben einer größeren Gruppe, die sogar im gleichen Flieger wie wir gekommen waren, treffen wir noch einige andere deutsche Gäste, die wir ebenfalls im weiteren Verlauf der Reise nochmal treffen sollten… Als wir uns schließlich entspannt genug fühlen, verlassen wir die Springs wieder und essen im Restaurant des Resorts zu Abend, ehe wir den Tag in unserem Zimmer ausklingen lassen.

 2. Tag

Zum Start des Tages gönnen wir uns ein sehr reichhaltiges Frühstück im Restaurant des Resorts, in Nordamerika ist einfach alles etwas größer als zu Hause… Allerdings können wir dir Energie auch gut gebrauchen. Der heute anstehende Sulphur Skyline Trail ist zwar nur acht Kilometer lang, schlägt aber dafür mit 700 Höhenmetern zu Buche. Und da es ein Roundtrip ist, wir also auf der gleichen Route auf- und absteigen, fallen diese 700 Meter auf nur vier Kilometern an. Am Start steht, wie hier an vielen Trailheads, eine Hinweistafel mit Informationen zum Weg, der hier zunächst noch asphaltiert ist, aber schon bald in einen schmalen Wanderpfad übergeht.

Der Pfad führt uns hier noch vergleichsweise moderat ansteigend in den Wald hinein, es scheint also, als würden die Ausblicke über das Tal erst am Ende der Tour auf uns warten. Dafür warten wir nun… bei einer kleinen Trinkpause sehen wir zwei bekannte Gesichter den Weg hinauf kommen. Anne und Andreas aus München, die wir am Vortag in den Hot Springs getroffen hatten, haben sich am Morgen entschlossen, ebenfalls den Sulphur Skyline Trail zu wandern.

Und so laufen wir den Weg nun gemeinsam. Mehr oder weniger jedenfalls, denn ich habe nicht gerade meinen besten Tag erwischt. Schon bei den ersten beiden Wanderungen im Banff NP hatte ich mit der trockenen Luft zu kämpfen, heute kommt aber neben dem steilen Gelände auch noch deutlich wärmeres Wetter dazu, so dass ich keuchend und schnaufend den Berg mehr hinauf stampfe als zu gehen. Da sich mit zunehmender Höhe auch der Wald hier und da etwas lichtet, kommen auch noch einige Fotostopps hinzu und so verliere ich den Anschluss an die Gruppe, wobei sich Andreas bald als moralische Stütze zurück fallen lässt.

  

Trotz ausreichend Flüssigkeit im Gepäck fühle ich mich mittlerweile wie in der Wüste, als Daniel mir einen Kaugummi anbietet. Dieser schafft sogar kurzzeitig Abhilfe und weiter geht’s den Berg hinauf. Doch nicht nur ich habe hier oben so meine Mühe, den Bäumen scheint es ähnlich zu gehen und so nehmen die Aussichtspunkte mit steigender Höhe weiter zu, gleiches gilt für den sich dabei einstellenden „WOW-Effekt“.

  

Mit der Baumgrenze erreichen wir schließlich auch ein kleines Plateau, perfekt, um nochmal zu verschnaufen ehe es das letzte und steilste Stück des Tages hinauf auf den Gipfel geht. Vorher wird nochmal eine Schutzschicht übergezogen, denn wie windig es tatsächlich ist, hat man zuvor im Wald gar nicht gemerkt.

   

Der Schlussanstieg ist nun richtig knackig, der Blick nach vorne zeigt nichts als Geröll, den leicht ausgelatschten Pfad und die anderen, gefühlt senkrecht über einem gehenden Wanderer. Blickt man jedoch zur Seite oder dreht sich kurz um, hat man ein atemberaubendes Bergpanorama vor sich.

Und dann ist es schließlich geschafft: Wir sind oben. Der Wind bläst heftig und kalt, aber die Aussicht lässt sowohl den Wind als auch die Anstrengung vergessen und jeder ist erst einmal damit beschäftigt, dieses 360° Panorama zu bestaunen.

 

Und dann werden wir auch noch Zeugen eines kleinen Bergdramas. Eine ältere Wanderin ist gestürzt, als sie einem Erdhörnchen folgen und es füttern wollte. Glück im Unglück für sie, dass gleich neben dem Unfallort eine Krankenschwester ihre Pause machte, die sich nun um die Dame kümmert. Sie blutet an der Hand und der kleine Finger ist wohl gebrochen. Wir bilden einen kleinen Kreis um sie, um den Wind abzuhalten, während die Krankenschwester ihre Hand verbindet und die aufgeregte Frau beruhigt. Dabei erfahren wir auch, dass die junge Frau, mit der sie den Grat erreicht hat gar nicht zu ihr gehört, sondern sie sich zufällig unterwegs getroffen haben. Das heißt allerdings auch, dass die ältere Dame auch nichts zu essen und zu trinken bei sich hat. Also bekommt sie von uns noch eine Flasche Wasser, nachdem sie verarztet ist und beteuert hat, ansonsten in Ordnung zu sein. Auch die Krankenschwester hat keine Bedenken mehr und so macht sich die Dame langsam in Richtung Tal auf. Ihre junge Begleiterin stellt sich Als Sabine aus Österreich vor und erklärt ihren riesigen, schwer beladenen Tourenrucksack, wegen dem wir dachten die beiden wären zusammen unterwegs damit, dass sie noch für einige Tage alleine in die kanadische Wildnis möchte und hier eine Trainingswanderung mit vollem Gepäck machen wollte. Für den Weg ins Tal schließt sie sich unserer kleinen Gruppe an.

Die Gespräche beim Abstieg drehen sich um die geniale Aussicht auf dem Sulphur Ridge, die Vorfreude auf ein Bad in den Hot Springs und die weiteren Reisepläne. Anne und Andreas sind mit dem Camper unterwegs und wollen weiter durch die Rocky Mountains, Sabine will an die Westküste, auf Vancouver Island und wir… haben zwar einen groben Plan, wissen aber noch nicht, wohin es am nächsten Tag gehen soll. Das wollen wir am Abend entscheiden, vorher steht aber noch der steile Abstieg über den schmalen Pfad und der zweite Besuch in den Hot Springs an, die müden, gequälten Knochen werden es danken…

 

Hier müssen wir uns leider auch von unseren heutigen Mitwanderern verabschieden, für sie soll es heute noch weiter gehen, während wir uns am Abend Gedanken um die nächsten Tage machen werden. Nach dem Bad in den heißen Quellen schön entspannt, entpuppt sich die Reiseplanung als doch etwas komplizierter als erwartet. Schließlich entschließen wir uns dafür, am Tag die Wanderung im Maligne Canyon zu unternehmen, anschließend den Canyon bis zum Maligne Lake zu durchfahren und uns auf der Rückfahrt noch die Stadt Jasper anzuschauen. Aufgrund der astronomisch hohen Übernachtungskosten hier selbst in der Nebensaison buchen wir für den nächsten Abend schon mal ein Hotel in Valemount, westlich vom Jasper National Park.

3. Tag

Noch einmal ausgiebig zum Frühstück schlemmen, dann verlassen wir die MIette Hot Springs. Ein schöner Ort, der Sulphur Skyline Trail ist allein schon den Abstecher hierher wert, die Hot Springs selbst dann ein genialer Bonus. Leider ist das Ganze aber auch ein gutes Stück weit weg vom Schuss, zwar nur 17 Kilometer vom Yellowhead Highway entfernt, für diese kann man aber gut und gerne eine halbe Stunde einplanen. Nach Jasper oder dem Trailhead für den Maligne Canyon sogar eine ganze Stunde. Und zu letzterem fahren wir nun, zum Parkplatz an der Sixth Bridge über die Maligne Canyon Road.

Der Weg folgt dem Maligne River, einem Seitenarm des Athabasca Rivers, entgegen der Fließrichtung, wir laufen also flussaufwärts auf einem schönen Waldpfad, eingebettet zwischen Fluss und Fels.

 

Auf diesem ersten Abschnitt gibt es zahlreiche Quellen, aus denen das Wasser hinaus pulsiert. An den Quellen mit starkem Wasseraustritt sind Steine ausgelegt, um trockenen Fußes darüber hinweg zu kommen.

 

Mit zunehmender Wegstrecke wird das Gelände rauer und felsiger, der Flusslauf entsprechend schmaler und wilder. Kleinere Wasserfälle reihen sich aneinander und nach jeder weiteren Brücke (Nummerierung flussaufwärts absteigend) nimmt auch die Zahl der Wanderer auf dem Trail zu.

Weiter geht’s im leichten Auf und Ab, alles in allem eine sehr angenehme Wanderung, obwohl Waden und Knie vom Vortag noch etwas wacklig sind. Die heutige Tour ist dafür deutlich abwechslungsreicher, der Canyon wartet mit immer neuen Überraschungen auf.

  

Dann erreichen wir die Third Bridge und der Verkehr auf dem Trail wird noch einmal stärker. Das liegt zum einen daran, dass der große Parkplatz am Maligne Canyon Tea House nicht mehr weit weg ist, zum anderen ist es wirklich interessant zu sehen, wie tief der Fluss sich hier in die Felsen eingeschnitten hat.

 

Bald darauf haben wir dann auch das Ende des Trails am Tea House erreicht, den Beginn des Canyon markiert hier eine Fläche, in die der Fluss viele kleine Kerben eingeschnitten hat.

Nach einer kurzen Pause im Teahouse geht es dann wieder zurück. Aufgrund der vielen hier verlaufenden Wege entscheiden wir uns, einen etwas weiter vom Fluss weg verlaufenden, höher gelegenen Pfad zu nehmen, was durch schöne Aussichten auf die Berge belohnt wird.

Bald sind wir dann zurück am Auto und machen uns auf der Maligne Lake Road auf zum ca. 40 km entfernten Namensgeber der Straße, die wie auch die Straße zu den MIette Hot Springs eine Sackgasse ist. In der Nähe des Medicine Lake gibt es ein unerwartetes Verkehrschaos und bald entdecken wir auch, wieso. Ein Schwarzbär hat eine Birke erklommen und lässt sich in der Krone ein paar junge Triebe schmecken.

Wir stoppen deshalb erst am Maligne Lake, toll gelegen, natürlich gibt es auch ein Hotel und Bootsrundfahrten, aber wir belassen es bei einem kleinen Spaziergang am Westufer.

 

Auf der Rückfahrt machen wir noch einen kurzen Stopp am nun wieder einsamen Medicine Lake, ehe wir nach Jasper weiter fahren.

Da hier deutlich weniger los ist wie zuvor in Banff und Canmore machen wir einen kleinen Rundgang in der Stadt, schauen uns noch ein paar Souvenir- und Outdoorläden an, ehe wir noch zu Abend essen und dann schließlich Stadt und Nationalpark wieder verlassen, um weiter zu reisen.

Auch die drei Tage in Jasper werden unvergesslich bleiben, zwei sehr schöne Wanderungen in einer tollen Landschaft mit unzähligen Eindrücken bleiben hängen. Allerdings hätte man hier auch gut und gerne noch mehr Zeit verbringen können, aber das ist wohl das Dilemma auf jeder zeitlich befristeten Rundreise in fernen Ländern…

Weitere Informationen

  • Route Aufstieg: Siehe Artikel
  • Route Abstieg: Siehe Artikel
  • Dauer für Aufstieg: k.A.
  • Dauer für Abstieg: k.A.
  • Schwierigkeitsgrad: schwer
  • Klettersteig: nein
  • Sehenswürdigkeiten: unzählige Flüsse, Seen, Wasserfälle, Gletscher, Berge
  • Einkehrmöglichkeit: zahlreiche Bars und Restaurants in Jasper, Miette Hot Springs
  • Schuhwerk: knöchelhohe Bergschuhe mit guter Profilsohle
  • Trittsicherheit: nicht erforderlich
  • Schwindelfrei: nicht erforderlich
  • Weiterempfehlen: ja - ich würde die Tour wieder machen
  • Hinweis:

    Die Benutzung des Tourenberichtes erfolgt auf eigenes Risiko. Es wird keine Haftung für etwaige Unfälle und Schäden jeder Art übernommen.

Bastian D.

Ich komme aus dem schönen Hunsrück und bin hauptsächlich auf den hier nur so aus dem Boden schießenden Wanderwegen unterwegs. Immer mit dabei ist mein Hund Kenny, der mich ohne Rücksicht auf das Wetter oder meine Tagesform nach draußen treibt.Außerdem bin ich zertifizierter Wanderführer und biete (nicht nur) für Gäste unserer Ferienwohnung Dickbaums geführte Wanderungen an. Ich hoffe meine Touren- und Testberichte sind hilfreich und würde mich freuen, Leser von wandersuechtig.de als unsere Gäste begrüßen zu dürfen.