Eisacktal- Stubaier Alpen - Gilfenklamm

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Allgemeine Informationen

 

Der Name „Gilf“ wurzelt im vorlateinischen „colphus“, griechisch „kolphos“ und bedeutete ursprünglich „Busen, Bucht, Höhlung, Rundung“ und kam wohl über das alpenromanische „golfu“ nach Südtirol. „Gulf, Gülf, Gilf“, ist aber ebenso mit unserem deutschen „wölben“ oder „Gewölbe“ urverwandt, was sich wohl auf die gigantischen Auswaschungen (Wannen u. Kaskaden) bezieht. Die Gilfenklamm ist weltweit die einzige Klamm, die teilweise bis zu 100m tief in reinweißem Marmor eingeschnitten ist. Durch Verwitterung bzw. Moose u. Flechten ist er an der Oberfläche meist dunkel, oft grün schimmernd. Nur die Stellen, die das reißende Wasser blank gescheuert hat, und die Gesteinsblöcke im Bachbett blitzen weiß. Der feinkörnige, besonders weiße und reine Marmor aus der Gegend bei Ratschings war in der Vergangenheit für bedeutende Bauten hoch geschätzt. Heute hat er viel von seinem einstigen Wert verloren.

 

Erschließung: 1893- 1895, Eröffnung: 2. August 1896, Einweihung: 25. Juli 1898 und kurzfristige Umtaufe in „Kaiser-Franz-Josef-Klamm“. 1961 Wiedereröffnung und Wiederinstandsetzung durch den Verschönerungsverein Ratschings. Höhenunterschied: 175m, Klammlänge: 400m, Eintrittspreise: Erwachsene: 7,00 €, Kinder (6-13,99 Jahre): 5,00 €, Gruppen (ab 20 Personen): 6,50 €, Familienangebot: Bei 2 zahlenden Erwachsenen ist der Eintritt für ein 1 Kind kostenlos, Öffnungszeiten: Anfang Mai-Anfang November 09.30-17.30 Uhr, Juli-August: 9.00-18.00 Uhr.

Tourenbeschreibung

Wir machen uns mit dem Pkw, von unserer ca. 10 Minuten entfernt gelegenen Ferienpension dem Landhaus Rainer (www.residence-rainer.com), auf dem Weg zur Ortschaft Stange (Anhalt für das Navigationssystem: 39040 Ratschings, Stange 4). Beim Ort Stange mündet das Ratschingstal in das Ridnauntal. Den Zugang zur Klamm weisen in der Ortschaft Stange mehrere Schilder („Gilfenklamm/Cascata“). Wir parken mit unserem Auto jedoch auf dem großflächigen kostenfreien Schotterparkplatz (970 m), welcher direkt neben der Ortsdurchfahrtsstraße liegt. Am besten nimmt man den breiten Wanderweg unmittelbar nach dem Gasthaus „Zur Gilfenklamm bzw. dem Hotel Ratschingserhof“. Von hier aus wandern wir (Wegmarkierung Nr. 1 A) entlang des Ratschingers Baches in südwestliche Richtung zuerst über ein ganz kurzes Stück Schotterweg und später auf einem leicht ansteigend asphaltierten Weg an einem alten Gehöft vorbei, zum Eingang der Gilfenklamm, an welchen sich ein kleines Kassenhäuschen befindet (Gesamtgehzeit: 5 Minuten).

Ratschings-/Ridnauntal - Gilfenklamm

Hier gilt es, den „Wegezoll“ zu entrichten (Preise siehe oben unter Allgemeine Informationen). Bald erreichen wir auf einem schmalen Steig ein lichtes Wäldchen und kommen an einer ungemein stämmigen Fichte (geschätztes Alter 500 Jahre alt) vorbei. Hier sehen wir auch schon der Ratschinger- bzw. Jaufenbach, der in diesem Bereich noch sonderbar leise dahinmurmelt, als hätte ihm das uns noch erwartende Abenteuer in der Schlucht die Stimme verschlagen. Kräftige Fichten und Erlen säumen das Ufer und greifen mit ihren Wurzeln in das ruhig dahinplätschernde, glasklare Wasser. Die massiven im Bach befindlichen Steinquader laden uns zu einer kleinen Kraxeleinlage ein.

Ratschings-/Ridnauntal - Gilfenklamm

Bald führt uns der Weg in hochstämmigen Wald und an einem alten Kalkofen vorbei. Eine hier angebrachte Infotafel bringt uns die Geschichte, sowie den Verfahrensablauf näher.

Ratschings-/Ridnauntal - Gilfenklamm

Nach diesem Abstecher machen wir uns wieder zielstrebig auf den Weg, der jetzt allmählich ansteigt. Die Schlucht wird enger, an den steilen Felshängen klammern sich Gebüsch und Bäume fest, hoch oben thronen Köfel, in der Tiefe rauscht der forellenreiche Bach. Noch haben wir ein gutes Stück erfrischender Waldwanderung vor uns.

Ratschings-/Ridnauntal - Gilfenklamm

Der Weg führt weiter abwärts zum nun brausenden Wasser, denn ein stark brüchiger Fels zwingt uns über eine Holzbrücke, um kurz auf die andere Bachseite zu wechseln.

Ratschings-/Ridnauntal - Gilfenklamm

Dann erklimmen wir über Leitern, sowie einige in Serpentinen angelegte Fels-/Holzstufen eine Anhöhe,

Ratschings-/Ridnauntal - Gilfenklamm

von der aus eine Brücke den eigentlichen Eintritt in die Klamm erschließt. Eine hier am Fels angebrachte Gedenktafel erinnert an die Mitwirkenden der Weg-Wiederinstandsetzung im Jahre 1961.

Ratschings-/Ridnauntal - Gilfenklamm

Wir haben nur noch einige Brücken und Leitern zu überwinden. Dann führt uns der Pfad und nach einem Flachstück um einen gewaltigen Felsrücken herum.Danach tut sich auch schon ein Szenarium auf, das selbst den wenig emotionalen Zeitgenossen in helle Erregung versetzen würde. Wie angewurzelt bleiben wir auf der Aussichtsbrücke stehen, die in schwindelnder Höhe den Abgrund überquert.

Ratschings-/Ridnauntal - Gilfenklamm

Der Blickt fällt in eine unheimliche, tiefe und nur wenige Meter breite, von überhängenden Felsen bedrohlich wirkende Schlucht, in der ein 15 Meter hoher Wasserfall sprüht und donnert. Es dröhnt und tobt, prasselt und zischt, dass man das eigene Wort kaum hört. Aus der Tiefe, wo sich die Schlucht zu großen ausgewaschenen Kesseln und Becken weitet, stäubt das Wasser empor. Feucht-kühle Luft durchzieht das Felsenreich. Nach dem düsteren Stollen

Ratschings-/Ridnauntal - Gilfenklamm

überschreiten wir eine Brücke, die direkt über dem Wasserfall die Schlucht überspannt. Mit großer Wucht stürzen die Wassermassen hinunter und geben dabei dem blanken Marmor einen glänzenden Schliff.

Ratschings-/Ridnauntal - Gilfenklamm

Unten schießt das Wasser, eine querstehende Felsrippe durchbohrend, aus einem engen Felsloch heraus. Naturgewalt und Schönheit verbinden sich hier in faszinierender Weise. Dieses Teilstück wird auch als „Kirche“ bezeichnet.

Ratschings-/Ridnauntal - Gilfenklamm

Beeindruckt verlassen wir wieder diesen Schauplatz über weitere Brücken und stellen fest, dass die Gegend nun mit einem Schlag zahm geworden ist. Moose und Sträucher wagen sich weit herunter zum Bach.

Ratschings-/Ridnauntal - Gilfenklamm

Nach kurzer Strecke führt der Weg jedoch noch einmal durch eine schmale, hoch aufragende und sich oben fast schließende Felskluft hindurch.

Ratschings-/Ridnauntal - Gilfenklamm

Von einem Brückenschlag zum anderen und über einige steile Treppen

Ratschings-/Ridnauntal - Gilfenklamm

erreichen wir noch eine kleine Engstelle, an welcher wir uns mit den Rucksäcken zwischen Felswand und Leiter etwas durchzwängen müssen.

Ratschings-/Ridnauntal - Gilfenklamm

Im Anschluss gelangen wir über eine weitere Brücke zu einer geräumigen Plattform, eine Art Felsterrasse. Hier laden uns Bänke zu einer kleinen Verschnaufpause im Schatten der Bäume ein. Die Einladung nehmen wir gerne an, um  all die gewonnen, schönen Eindrücke auf uns wirken zu lassen. Ein gegenüber befindlicher kleiner Wasserfall sorgt zusätzlich für eine tolle Atmosphäre.

Ratschings-/Ridnauntal - Gilfenklamm

Im Anschluss folgen wir dem Ratschinger Bach noch für ein kurzes Stück bis wir den Ausgang der Klamm erreichen, welcher durch ein weiteres kleines Kassenhäuschen markiert wird.

Ratschings-/Ridnauntal - Gilfenklamm

Kurz oberhalb davon erreichen wir nach einer Gesamtgehzeit von ca. 45 Minuten auch schon den Gasthof Jaufensteg (1149 m), der sich für eine kleine Rast eignet.

Ratschings-/Ridnauntal - Gilfenklamm

Von hier aus besteht die Möglichkeit entweder analog unserer Aufstiegsroute wieder durch die Klamm abzusteigen oder in Form einer Rundwanderung über die Ruine Reifenegg weiterzuwandern. Wir entschieden uns für die Rundtour. Hierzu folgen wir der Wegmarkierung Nr. 11 B an der dortigen Kapelle, überqueren die Jaufenbrücke und wandern auf der Asphaltstraße für ca. 300m in südwestliche Richtung. An der nächsten Einmündung halten wir uns dem Wegweiser weiter folgend, linkerhand leicht bergwärts auf einer schmalen und kaum befahrenen Straße.

Ratschings-/Ridnauntal - Gilfenklamm

Uns bieten sich nun schöne Ausblicke in das Ratschingstal und später auf Ober- und Untertelfes. Wir wandern über weite Wiesen vorbei an einigen Bauernhöfen sowie entlang eines Bachlaufs. Nach Passieren eines Strommasten und der dahinter befindlichen kleinen Siedlung „Burkt-Gschwent“ erreichen wir den höchsten Punkt (1235 m) unserer Wanderung (Gesamtgehzeit 1¼  Stunden). Nun senkt sich der Fahrweg und 300m später zweigt linkerhand der Straße ein kleiner Waldsteig ab (Wegweiser beachten, Wegmarkierung Nr. 1 A).

Ratschings-/Ridnauntal - Gilfenklamm

Dieser führt uns über teils sehr abschüssige und „wurzel- sowie felslastige“ Streckenabschnitte

Ratschings-/Ridnauntal - Gilfenklamm

zur im Wald verborgenen Burgruine Reifenegg (1151 m, Gesamtgehzeit 1,5 Stunden).

Ratschings-/Ridnauntal - Gilfenklamm

Hier sind wie der Name „Ruine“ schon ausdrückt nur noch Reste der ehemals sicherlich imposanten Anlage zu sehen. Erhalten sind nur noch die spärlichen Mauerreste der Ringmauer und des Palas sowie des mächtigen Burgfried, der mit seinen sorgfältig gearbeiteten Buckelquadern zu den eindrucksvollsten seiner Art in Tirol zählt. Das Innere des Turmes kann über dessen nördlichen Seiten betreten werden.

Ratschings-/Ridnauntal - Gilfenklamm

Die Burg wurde um das Jahr 1220 durch die Fürstbischöfe von Brixen zum Schutz der Zollstätte in Stange und zur Kontrolle des bedeutenden „Urweges“ über den Jaufen errichtet. 1243 gelangte die Burg in den Besitz der Grafen von Tirol. Aufgrund der Verlegung des Jaufenweges verlor die Burg Reifenegg im ausgehenden Mittelalter jedoch immer mehr an Bedeutung, weshalb sie im Laufe der Jahre immer mehr verfiel und bereits im 17. Jh. zur Ruine wurde. 1993 wurde sie dann jedoch durch das Land Südtirol teilrestauriert und gesichert. Nach der kurzen Burgbesichtigung wandern wir weiter über den schmalen Steig durch Dickicht und über Serpentinen abwärts, bis wir an einen kleinen Bachlauf gelangen, welcher uns weiter bergwärts leitet (Gesamtgehzeit 1¾  Stunden).

Ratschings-/Ridnauntal - Gilfenklamm

Der Weg verläuft teils entlang des Baches, aber auch bruchstückhaft im Bachbett, welches diesem Teilstück noch einen sehr idyllischen Charakter verleiht.

Ratschings-/Ridnauntal - Gilfenklamm

Am Ende, noch ein kurzes Stück einer Steinmauer (Hochwasserdamm) folgend, treten wir aus dem Wald heraus und gelangen wieder auf den kleinen asphaltierten Fußweg, der uns bereits zu Beginn der Tour zum Eingang der Gilfenklamm führte.

Ratschings-/Ridnauntal - Gilfenklamm

Diesem folgen wir, um nach einer Gesamtgehzeit von 2 ¼  Stunden und 265 Höhenmetern zu unserem Ausgangspunkt, dem Schotterparkplatz in Stange zurückzukehren.

Ratschings-/Ridnauntal - Gilfenklamm

Im Anschluss an unsere traumhafte Wanderung fahren wir wieder zurück zu unserem wunderschön gelegenen und familiär geführten Landhaus Rainer (www.residence-rainer.com).

 

FAZIT: Ein Besuch der Gilfenklamm ist für Groß und Klein ein absolut eindrucksvolles Erlebnis, da man die Urgewalt der Natur hautnah erlebt. An heißen Sommertagen bietet sie zudem eine angenehme Abkühlung. Der Steig durch die wilde Klamm ist gut gesichert und damit bei guter Wetterlage für jedermann, selbst mit Hunden gefahrlos begehbar. Vorsicht ist jedoch bei Nässe geboten. Der Abstieg zur Ruine Reifenegg hingegen erfordert sehr viel Trittsicherheit und ist deshalb für Familien mit kleinen Kindern nicht zu empfehlen. Die Tour eignet sich ideal als kleine Aufwärmtour zu Beginn eines Wanderurlaubs. Weitere tolle Impressionen zur Gilfenklamm findet ihr neben unserer Bildergalerie auch im Video unterhalb dieses Tourenberichtes.

 

Alternative Abstiegsmöglickeit ab Gasthaus Jaufensteg: Eine weitere sehr lohnende und unbeschwerliche Wanderung führt vom Parkplatz des Gasthauses Jaufensteg über Pardaun und den „Leitenweg“ nach Mareit und entlang des Baches bis nach Stange zurück.

Weitere Informationen

  • Route Aufstieg: Parkplatz Stange - Wegmarkierung Nr. 1A - Gilfenklamm - Gasthof Jaufensteg - Wegmarkierung Nr. 11 B - Burkt
  • Route Abstieg: Burkt - Wegmarkierung Nr. 1 A - Ruine Reifenegg - Parkplatz Stange
  • Dauer für Aufstieg: 1 Stunde
  • Dauer für Abstieg: 1 Stunde
  • Ziel Höhe / Gipfel: 1235 m
  • Höhenmeter: 265 m
  • Schwierigkeitsgrad: leicht
  • Empfohlende Wandermonate: Mai - November
  • Klettersteig: nein
  • Sehenswürdigkeiten: 500 Jahre alte Fichte, Gilfenklamm, Panorama, Burgruine Reifenegg
  • Einkehrmöglichkeit: Gasthof Jaufensteg, Gasthaus "Zur Gilfenklamm"
  • Schuhwerk: knöchelhohe Bergschuhe mit guter Profilsohle
  • Trittsicherheit: erforderlich
  • Schwindelfrei: erforderlich
  • Wanderkarte: Kompass Sterzing
  • Weiterempfehlen: ja - ich würde die Tour wieder machen
  • Hinweis:

    Die Benutzung des Tourenberichtes erfolgt auf eigenes Risiko. Es wird keine Haftung für etwaige Unfälle und Schäden jeder Art übernommen.

Sebastian

Was zunächst mit einer gewissen Skepsis begann, da es immer hieß Wandern ist etwas für ältere Leute, schlug ganz schnell in eine große Leidenschaft um und gipfelte letztendlich in einer Sucht. Mit meinen Berichten möchte ich euch helfen diese lebenslängliche Krankheit so gut wie möglich zu überstehen und die Symptome etwas zu lindern.

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