Meraner Land - Ortlergruppe - Marlinger Waalweg

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Meraner Land - Ortlergruppe - Marlinger Waalweg by wandersuechtig.de

Allgemeine Informationen

Um ihre Äcker, Felder und Wiesen in trockenen Zeiten zu bewässern, legten die Bauern in Südtirol schon vor Jahrhunderten sogenannte "Waale" (Bewässerungskanäle/-gräben) an. Dieses Bewässerungssystem gibt es beispielsweise auch auf der portugiesischen Atlantikinsel Madeira. Die „Waale“ werden dort „Levadas“ genannt. Das Wasser wurde aus den Bächen bzw. Quellen höher gelegener Flächen abgeleitet - manchmal sogar von weit über der Waldgrenze. Je nach Gelände floss das Wasser in gegrabenen Erdkanälen, in Rinnen, die in den Fels geschlagen worden waren, oder in Holzrinnen ("Kandeln") bergab. Das Geklapper der von einem Wasserrad getriebenen Waalschelle zeigte dem diensthabenden "Waaler" den gleichmäßigen Wasserstrom an. Hatte sich Geäst oder anderer Unrat verfangen, musste der "Waaler" den Wasserlauf säubern und gegebenenfalls instand setzen. Hierfür waren entlang der Waale gut begehbare Wege angelegt worden. Rund um Naturns (Vinschgau), einer der niederschlagärmsten Gegenden  der Alpen (jahresdurchschnittlicher Niederschlag von 500 mm – wie Sizilien), entwickelte sich so ein weites Netz an Waalwegen. Auf den Südhängen des Vinschgaus, dem sogenannten Sonnenberg, gibt es die größte Anzahl von Waalen (225 mit einer Länge von insgesamt 600 km). Der Begriff wurde vom lateinischen Wort „aquale“ abgeleitet. Heute sind diese wunderschönen alten Wege ohne allzu große Steigungen in Südtirol und auch auf Madeira zu beliebten Wanderwegen geworden. Im Laufe des Oktobers wird das Wasser abgestellt, und im April/Mai werden die Waale wieder in Betrieb gesetzt. Der Marlinger Waal ist den Kartäusermönchen von Allerengelberg im Schnals zu verdanken, da diese im 18. Jahrhundert einen Hof in Marling erwarben. Um diesen jedoch erfolgreich zu bewirtschaften begannen sie im Jahre 1737 damit, den Waal von der Etsch bei der Töll bis in das 12 Kilometer entfernte Marling anzulegen. Die Mithilfe angrenzender Bauern an diesem Vorhaben, welche fast 20 Jahre andauerte, zahlte sich jedoch schon nach kurzer Zeit für diese aus. Heute, nach über 250 Jahren, leitet der Waal immer noch Wasser nach Marling. Wenn er auch an einigen Stellen verrohrt und ausgebaut ist, gehört sein Begleitweg zu den beliebtesten Wanderwegen im Meraner Raum. Der Marlinger Waalweg bietet den Vorteil, dass die Wanderung an mehreren Stellen unterbrochen werden kann, und es an allen Punkten Bushaltestellen gibt. Die Route ist gut markiert und kann ganzjährig begangen werden. Sonniger hingegen ist allerdings der Algunder Waal, der auf der anderen Talseite liegt. Den Tourenbericht zum Algunder Waalweg findet ihr hier.

Tourenbeschreibung

Ausgangspunkt unserer Wandertour war die Ortschaft Töll, ein kleiner Ortsteil von Partschins. Als Zieladresse für das Navigationssystem eignet sich Folgende: 39020 Partschins, Quadratstraße/Bahnhofstraße. Wichtig dabei ist, falls der Rückweg per Zug erfolgen soll, sein Fahrzeug an der richtigen Haltestelle zu parken, da der Bahnsteig welcher gleich an der Ecke des Etschflusses/Quadratstraße liegt nicht durch die Vinschgauerbahn angefahren wird. Deshalb nach Überqueren der Etsch/Bahngleise mit dem Pkw, aus Richtung der Vinschgauerstraße SS 39 kommend, nach rechts in die Bahnhofstraße abbiegen und bis zum dortigen Bahnhof fahren. Hier parken wir unser Fahrzeug am Bahnhof Töll (470 m), an welchem es ein paar kostenlose Parkplätze gibt.

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Nun wandern wir, dem dort angebrachten Wegweiser in Richtung Marlinger Waalweg folgend, das soeben befahrene Teilstück Straße für ca. 300m parallel zur Etsch/den Bahngleisen in nordöstliche Richtung bis zur Brücke zurück.

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An der Brücke angelangt überqueren wir die Etsch. Hier stoßen wir auf der anderen Flussseite auf den Fahrradweg, welcher an der Etsch in Richtung Meran führt. Wir halten uns hier rechterhand und folgen dem asphaltierten Wander-/Fahrradweg

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für ca. 500 m bis wir an einen Zebrastreifen gelangen, welcher im Bereich der Etsch-Staustufe (Wasserkraft-Anlage der Etschwerke) bei Töll liegt. Hier wandern wir noch ein Stück weiter und passieren die dortige Wasserkraft-Anlage.

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Nach wenigen Metern stoßen wir auf einen kleinen Parkplatz, in dessen Bereich einige Marktstände aufgebaut sind. Direkt hinter diesen Ständen finden wir wieder ein kaum zu übersehendes Holzschild mit der Beschriftung „Marlinger Waalweg“ vor (reine Gesamtgehzeit 20 Minuten). Hier an der Talenge der Töll beginnt nun für uns der Waalweg (488 m). Wir steigen hier über eine kleine natürliche Rampe bergwärts, welche ein kurzes Stück parallel zur SS 39 verläuft.

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Der Weg führt uns in ein kleines Waldstück, bis wir schließlich an ein hölzernes Geländer gelangen. Hier haben wir erstmals einen tollen Blick in das Meraner Becken sowie auf die gegenüberliegende Texelgruppe.

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Nun wandelt sich der Weg in einen etwas abenteuerlichen Pfad, welcher zu Beginn an den Felswänden (teilweise sehr schmal) vorbeiführt,

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bis schließlich nach einigen Metern erstmals rechts neben uns, der angenehm plätschernde Waal auftaucht.

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Wir passieren einen hölzernen Steg, von welchem man einen noch weitläufigeren Blick in das Etschtal hat.

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Der Weg geht nun weiter am Waal entlang, durch einen Felsspalt hindurch, wobei das Wasser kurz darauf unter einer Felswand des Nörderberges verschwindet.

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Nachdem wir diese massive Wand auf Stegen umwandert haben, stoßen wir auf der gegenüberliegenden Seite wieder auf unseren Waal.

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Kurz darauf queren wir die Bahngleise der Vinschgauerbahn über eine Brücke. Das beeindruckende hier ist, dass wir fast „auf dem Wasser“ laufen, da der Waal unter unseren Füßen (Gitterrost) verläuft.

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Ab hier wird uns der Waal in gewissen Abständen ab und an für kurze Teilstücke verlassen. Wir stoßen nun auf eine Weggabelung, an welcher der Aufstieg zum Marlinger Höhenweg möglich wäre (reine Gesamtgezeit 45 Minuten).

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Wir bleiben jedoch dem Marlinger Waalweg treu und wandern eben weiter. Nun wandelt sich das Bild des Waales etwas, da dieser in einer steinernen Rinne verläuft.

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Auch hier befinden sich an aussichtsreichen Stellen Bänken zum Ausruhen und Genießen. Nach einiger Zeit durch überwiegenden schattenspendenden Mischwald verläuft der Waal für ein Teilstück zum einen etwas erhöht (ca. auf Hüfthöhe) neben uns in einem Betonkanal und im Anschluss in einer Betonröhre.

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Wir überqueren noch einmal die Gleise der Vinschgauerbahn

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und treffen am Ende auf eine Fahrstraße, welche von Forst hinauf zum Gasthaus Rastbichl führt (reine Gesamtgehzeit 1 Stunde). Hier wandern wir jedoch ca. 50m bergwärts und verlassen die Fahrstraße rechterhand um wieder auf den Waalweg zu gelangen.

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Der Weg leitet uns nun durch eine kleine Weidefläche, von welcher man tollen Blick auf die gegenüberliegende Mutspitze hat.

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Wir tauchen nun wieder in ein kleines Waldstück ein, überqueren einen kleine Schlucht mit Wasserfall an einer Brücke,

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und treten im Anschluss wieder aus dem Wald heraus. Hier treffen wir erstmals auf einen Hang oberhalb von Obertall (426 m), welcher mit Apfelbäumen gesäumt ist.

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Gegen Ende der Apfelplantage gibt es eine kleine Raststation, an welcher man gegen eine Spende frisch gepressten Apfelsaft in Form der Selbstbedienung verkosten kann.

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Nach einer kurzen Pause geht es wieder weiter am Waal entlang. Wir passieren hier einen weiteren kleinen Bachlauf über eine größere Brücke.

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Nach einiger Zeit lassen wir den Wald hinter uns, und gelangen auf eine weitläufige Wiesenfläche oberhalb von Untermoar (446 m). Hier stoßen wir auch auf die Fahrstraße, welche in Richtung St. Felix führt.

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Diese Wegkreuzung überschreiten wir und halten uns dem dortig aufgestellten Wegweiser nach weiter in Richtung Marlinger Waalweg sowie Gasthaus Schönblick. Hier bietet sich uns nochmal ein grandioser Blick auf die hinter uns liegenden Texelgruppe.

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Nun führt uns der Waal durch prächtige Obstwiesen, bis wir an das idyllisch oberhalb Meran gelegenes Gasthaus Schönblick (reine Gesamtgehzeit 1 Stunde 25 Minuten, Öffnungszeiten: Samstag Ruhetag) gelangen.

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Direkt neben der Gaststätte befindet sich eine aus Holzstämmen gebaute Tisch-/Stuhlgarnitur, an welcher sich zudem Sonnenliegen befinden.

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Weiterhin ist hier eine Panoramatafel angebracht. Ein idealer Platz um auf sich den gegenüberliegen Blick von der Mutspitze (2295 m), Dorf Tirol (556 m) über den Hirzer (2781 m), Ifinger (2581 m) und Meran 2000 hinüber bis zum Dorf Hafling (1300 m) bei einem Sonnenbad wirken zu lassen.

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Nach der ausgiebigen Rast geht es wieder weiter und der Weg führt uns wieder in ein kleines Waldstück, in welchen wir unter anderem eine steinerne Brücke überqueren und eine kleine Quelle passieren.

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Am Ende des Waldes bietet sich dem Wanderer die Möglichkeit frisch geerntete Äpfel gegen einen Unkostenbeitrag zu probieren. Daraufhin durchwandern wir eine weitere weitläufige Apfelplantage, wo wir unter anderem etwas unterhalb das Cafe Aqualis (480m) (reine Gesamtgehzeit 1 Stunde 40 Minuten, Öffnungszeiten: kein Ruhetag) passieren.

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Kurz darauf bestünde die Möglichkeit, über einen Steig in Richtung Vinschgerbahn abzusteigen (wird durch einen Holzbogen verdeutlicht), was für uns mit dem Kinderwagen aufgrund der Steigbeschaffenheit jedoch nicht machbar ist.

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Deshalb wandern wir den Weg noch für ein paar Schritte weiter und stoßen nun auf eine asphaltierte Fahrstraße (St. Felixweg), welche in Richtung St. Felix führt. Wir halten uns linkerhand und wandern die Straße bergwärts, wo wir auch das im Jahre 1924 erbaute Elektrizitätswerk Montecatini passieren.

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Hier wird das Wasser von der Töll nach Marling durch einen Stollen von 4km Länge abgeleitet. Am darauffolgenden Infoschild halten wir uns weiter geradeaus in Richtung Dorfmitte.

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Gegen Ende hin stoßen wir auf eine Einmündung (Franz-Innerhofer-Straße/Nörderstraße), wo uns ein hier angebrachtes Schild den Weg in Richtung Bahnhof zeigt.

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Wir biegen somit links ab. Von hier aus hat man direkten Blick auf die Maiser Pferderennbahn, welche direkt an Meran angrenzt.

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Wir wandern weiter parallel zur Nörderstraße, überqueren die Gleise der Vinschgauerbahn an einem beschrankten Bahnübergang

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und gelangen kurz darauf nach knapp 125 Höhenmetern im Abstieg und einer reinen Gesamtgehzeit von 2 Stunden und 10 Minuten an den Bahnhof von Marling (363 m). Im Anschluss fahren wir von hier aus mit der Vinschgauerbahn in wenigen Minuten zurück zu unserem Ausgangspunkt dem Bahnhof Töll.

FAZIT: Der Marlinger Waalweg ist aufgrund seiner ständig wechselnden Perspektiven auf die Kurstadt Meran und die umliegende Bergwelt, nicht ohne Grund einer der beliebtesten Wanderungen im Meraner Raum. Er spendet im Hochsommer im Gegensatz zum Algunder Waalweg angenehmen Schatten, aber auch im Herbst ist der Wanderweg mit seiner bunten Blättervielfalt absolut sehenswert. Am Marlinger Waal gibt es zwar Jausenstationen, wobei man in der Hochsaison jedoch aufgrund des hohen Besucheraufkommens, schwer einen Terrassenplatz bekommt. Aufgrund seines eben verlaufenden Charakters ist er bestens für Familien geeignet. Der Waalweg selbst ist an manchen Stellen jedoch etwas schmäler, weshalb beim gegenverkehrsbedingten Ausweichen besondere Vorsicht geboten ist, um nicht im Waal zu landen bzw. den angrenzenden Hang hinab zu rutschen. Ein Befahren mit dem Kinderwagen ist möglich, aber nicht unproblematisch.

Weitere Informationen

  • Route Aufstieg: Bahnhof Töll - Etsch Staustufe - Marlinger Waalweg - Gasthaus Schönblick - Cafe Aqualis
  • Route Abstieg: Cafe Aqualis - St. Felixweg - Elektrizitätswerk Montecatini - Nörderstraße - Bahnhof Marling
  • Dauer für Aufstieg: 1,5 Stunden
  • Dauer für Abstieg: 1 Stunde
  • Ziel Höhe / Gipfel: 480 m
  • Höhenmeter: 125 m
  • Schwierigkeitsgrad: sehr leicht
  • Empfohlende Wandermonate: April - Oktober
  • Klettersteig: nein
  • Sehenswürdigkeiten: Waalbewässerungssystem, Panorama, Vegetation
  • Einkehrmöglichkeit: Gasthaus Schönblick, Cafe Aqualis
  • Schuhwerk: knöchelhohe Bergschuhe mit guter Profilsohle
  • Trittsicherheit: erforderlich
  • Schwindelfrei: nicht erforderlich
  • Wanderkarte: Kompass Nr. 53
  • Weiterempfehlen: ja - ich würde die Tour wieder machen
  • Hinweis:

    Die Benutzung des Tourenberichtes erfolgt auf eigenes Risiko. Es wird keine Haftung für etwaige Unfälle und Schäden jeder Art übernommen.

Sebastian

Was zunächst mit einer gewissen Skepsis begann, da es immer hieß Wandern ist etwas für ältere Leute, schlug ganz schnell in eine große Leidenschaft um und gipfelte letztendlich in einer Sucht. Mit meinen Berichten möchte ich euch helfen diese lebenslängliche Krankheit so gut wie möglich zu überstehen und die Symptome etwas zu lindern.

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