Vorarlberg - Lechquellengebirge - Schneeschuhwanderung zur Ravensburger Hütte
geschrieben von KayAllgemeine Informationen
Wintertour 2018 ***Göppinger Hütte - Ravensburger Hütte***
Kurz ein paar Fakten
Start und Zielpunkte: Ortschaft Zug bei Lech in Vorarlberg Österreich
Etappe 1: Samstag 13.01.2018 11:20 Uhr - 16:00 Uhr von Zug (A) zur Göppinger Hütte (1)
Etappe 2: Sonntag 14.01.2018 09:45 Uhr - 16:00 Uhr von Göppinger Hütte (1) zur Ravensburger Hütte (2)
Etappe 3: Montag 15.01.2018 10:45 Uhr - 12:30 Uhr von Ravensburger Hütte (2) nach Zug (B)
Positive Höhenmeter: 1220 m
Wer unsere bisherigen Wintertouren kennt und gelesen hat, wird diesmal sehr überrascht sein. Fast schon gelangweilt kann man sagen. Es lohnt sich trotzdem weiterzulesen. (oder nur Bilder ansehen und träumen) Diesmal gab es kein white-out, Schneesturm, Eisfeld oder sonstigen widrigen Umstand, der uns alles abverlangte. Wir sind auch nicht total erschöpft, unterkühlt und in völliger Dunkelheit auf der Hütte angekommen. Diesmal, und das war auch für uns eine neue Erfahrung, lief alles perfekt und noch viel besser... Das Rezept für die perfekte Tour ist eigentlich ganz einfach. Man plane weniger Strecke als machbar. Spart auch etwas an möglichen Höhenmeter und packt blauen Himmel mit einer strahlenden Sonne darauf. FERTIG
Etappe 1: Start Zug - Parkplatz Mautstelle (ca. 1500 üdM)
Die Anfahrt verlief problemlos, denn die Straßen waren gut geräumt und der Verkehr in die kleine verträumte Ortschaft hielt sich in Grenzen. Von weitem sah man schon, wie die Sonne die verschneiten Berge anschien und etwas wärme in das kalte Tal brachte.
Den schattigen Parkplatz mit seinen -19 Grad wollten wir schnell verlassen. Selbst Fotos machen fällt bei solchen Temperaturen schwer. Sicherheitsausrüstung und Verpflegung wurden gerecht aufgeteilt und schon ging es um 11:20 Uhr los. Nach den ersten Metern in Bewegung taute man wieder auf und konnte anfangen die weiße verträumte Winterlandschaft zu genießen. Der Fahrweg konnte wegen der Schneelage nur mit Pferdekutsche oder Skidoo befahren werden. Das sollte uns nur recht sein. Einige Touristen und Wanderer gingen zum Gasthaus "unteres Älpele". Auch unser erstes Teilstück führte uns dahin. Parallel zum Weg verlief auch eine gut präparierte Langlaufloipe. Bis zum Gasthaus braucht man keine Ausrüstung und kann auf dem Weg normal laufen.
Ein Abzweigungsschild zur Göppinger Hütte ist direkt an einem Gebäude angebracht. Von nun an ging es bergauf. Der Weg war nicht mehr erkennbar, aber die Schneise im Wald ließ ihn gut erahnen. Da der Schnee schön hart gefroren war, konnten wir auf das anstrengende Spuren verzichten und kamen schnell voran. Der vermutete Weg führte uns durch einen Nadelwald immer höher...
...bis wir endlich wieder die warmen Sonnenstrahlen im Gesicht spürten. Nach einer Zeit kamen wir an der Alm "obere Älpele" an und entschieden uns (obwohl wir ja erst losgelaufen sind) zu einer ausgiebigen Sonnenanbetungspause.
Die kalte, frische Luft, das knirschen des gefrorenen Schnees, die Einsamkeit und die Aussicht machten diesen Moment einzigartig und großartig.
Von nun an lasse ich die Bilder sprechen. Denn sie sagen mehr als Worte. Viel Spaß...
Schwierige Passagen gab es auf der Strecke nicht. Keine steilen Stellen oder Überhänge. Man konnte alles im Genusswandermodus leisten.
Nach ca. 750 hm kamen wir entspannt und noch mit den letzten Sonnenstrahlen um 16:00 Uhr an der Göppinger Hütte an. Der Winterraum befindet sich in einem Nebengebäude. Er wurde erst neu gemacht und bietet 12 Lagerplätze auf drei Ebenen an. Es gibt einen kleinen neuen Ofen, der den Raum schnell aufheizen kann. Holz, Töpfe, Geschirr und Besteck waren in einem kleinen Vorraum ausreichend vorhanden. Sogar Licht und eine USB-Steckdose gab es. Einen DAV-Schlüssel braucht man für diesen Winterraum nicht. Wir konnten endlich mal die untergehende Sonne mit einer Tasse warmen Kaffee in der Hand genießen.
Es war ein traumhaft, schöner Moment.
Die Nacht brauch heran und wir kochten gemeinsam und in bewährter Manier das Winterraumessen Nr. 1. Nudeln!
Den Sternenhimmel könnte ich euch nur beschreiben...aber für diese atemberaubende Aussicht mit den unzähligen Sternen fehlen mir einfach die Worte...
Guten Morgen ihr Schlafmützen !!! Gegen 07:00 Uhr begann der nächste Tag. Ofen anheizen, Kaffee machen und Sonnenaufgang genießen.
Frühstücken, Packen, Aufräumen, und schon waren wir wieder unterwegs.
Etappe 2: Göppinger Hütte zur Ravensburger Hütte
Die erste Teiletappe des Tages führte uns den selben Weg zurück bis zum "unteren Älpele".
Obwohl alles fest und sicher wirkte, konnte man auch hier die ersten Lawinenabrisskanten erkennen. Am Vortag sind uns diese nicht aufgefallen.
Den Gang ins Tal haben wir auf eine infantile Art beschleunigt und uns einen Hosenbodenweitrutschwettkampf geliefert. Eine Mordsgaudi welche zum vorläuftigen Verlust einer Thermoskanne und zwei beschädigten Hosen geführt hat. Aber das war es wert. Die Thermoskanne konnte aufgrund der Spurenlage verfolgt und ca. 300 hm tiefer ohne Beschädigungen geborgen werden.
Während unseres Abstieges konnten wir am Sonntag 14.01.2018 gegen 11.15 Uhr einen roten Luftballon an einem Baum erkennen. Nach genauerer Betrachtung stellte er sich als Luftpost heraus. Es war eine Hochzeitskarte von Familie Marseiler. An dieser Stelle: *** ALLES GUTE NOCH ZUR HOCHZEIT HERR UND FRAU MARSEILER *** wünscht das ganze Team von Wandersüchtig (Die Karte wurde später mit dem Hinweis auf diesen Artikel an die Familie zurück gesendet. Ich hoffe sie kam an...)
Wir steuerten erneut die Alm "obere Älpele" für eine kleine Pause an. Hier konnten wir nochmal Sonne tanken, denn nun ging es wieder in den schattigen, kalten Wald hinein.
Nach einigen Minuten im Wald und Tal, kam die Sonne um den Berg herum und gab uns erneut die Ehre.
Weiter ging dieTour über den Fluß Lech (OK, hier reden wir wohl eher noch von einem Bach) in ein weiteres schattiges Tal. Der Temperaturunterschied zwischen Sonnen- und Schattenbereichen war deutlich spürbar. Man ersehnte die nächsten Sonnenstrahlen förmlich, die sich schon im Hintergrund abzeichneten. Unser nächstes Etappenziel war der Spullersee.
Aber bis dahin lagen noch einige Kilometer Talwanderung vor uns.
Die Schneedecke gab manchmal Einblick auf einen kalten Bach der wirklich NICHT zum Baden einlud.
Eine Eislawine verdeutlichte uns die Kraft der Natur wieder. Die Eisbrocken sind hart wie Stein und 1m hoch. Wer davon erwischt wird hat keine Chance. Da hilft auch die beste Lawinenausrüstung nichts.
Endlich haben wir den Spullersee und zugleich die Sonnenstrahlen erreicht. Die Wärme und eine schöne Aussicht machten den Moment besonders.
Nach einer Stärkung ging es weiter zum Tagesziel. Der Ravensburger Hütte.
Eine kurze Steilhangpassage galt es zu queren. Dies war auf der gesamten Tour jedoch die einzige "knackige" Schlüsselstelle die etwas Bauchkribbeln verursachte. Der weitere Weg war reines Genussschneeschuhwandern im Winter Wonderland. Von weitem konnte man schon die Ravensburger Hütte erkennen.
Den Zugang zum Winterraum der Ravensburger Hütte mussten wir uns freischaufeln. Um reinzukommen benötigt man hier den DAV-Schlüssel. Trinkwasser konnte aus einer Quelle direkt neben der Hütte bezogen werden. Holz, Töpfe, Geschirr und Besteck waren vorhanden.
"Winterraum" ist hier jedoch die falsche Bezeichnung. Hier darf man eher von einer "Winterwohnung" sprechen. Mit seperater Küche, einem Aufenthaltsraum und zwei Schlafzimmern, kann man hier auch als größere Gruppe gut unterkommen.
Etappe 3: Ravensburger Hütte nach Zug
Am nächsten Morgen brachen wir nach einem ausgibigen Frühstück auf, um wieder zu unserem Ausgangspunkt Zug zu gelangen.
Die Sonne ließ den gefrorenen Schnee glitzern und die Gipfel der Berge erstrahlen. Ich glaube wir haben mehr Natur genossen und Berge angeschaut, als zu laufen. Wir hatten das große Privileg eine Gruppe von Steinböcken beim Spielen zu beobachten. Diese Trittsicherheit und Kraft in einem solchen Gelände ist einfach unglaublich.
Auf dem Weg ins Tal hatten wir wieder menschlichen Kontakt in Form von Skitourengehern. Leider mussten wir uns von der Sonne verabschieben, denn der Weg nach unten lag im Schatten der Berge.
Gegen 12:30 Uhr kamen wir im Tal an.
Eine einzigartige, wundervolle Tour ging leider schon wieder zu Ende. Aber man sagt ja immer. "Nach der Tour ist vor der Tour." Mit diesen Worten will ich meinen Tourenbericht beenden. Passt auf euch auf und haltet die Natur sauber.
Weitere Informationen
- Route Aufstieg: Zug - Göppinger Hütte
- Route Abstieg: Ravensburger Hütte - Zug
- Dauer für Aufstieg: 3 Stunden
- Dauer für Abstieg: 2 Stunden
- Ziel Höhe / Gipfel: 2245m
- Höhenmeter: 750hm
- Schwierigkeitsgrad: leicht
- Empfohlende Wandermonate: Jan - Dez
- Klettersteig: nein
- Sehenswürdigkeiten: Schöne Tour für Einsteiger, Erfordert nur etwas Grundfitness und im Winter Schneeschuhe. Da das gesamte Gebiet nur dünn bewaldet ist, herrscht im Winter evtl. eine höhere Lawinengefahr. Sollte auf jeden Fall einbeplant werden.
- Einkehrmöglichkeit: unteres Älpele (auch im Winter geöffnet)
- Schuhwerk: knöchelhohe Bergschuhe mit guter Profilsohle
- Trittsicherheit: erforderlich
- Schwindelfrei: erforderlich
- Weiterempfehlen: ja - ich würde die Tour wieder machen
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Hinweis:
Die Benutzung des Tourenberichtes erfolgt auf eigenes Risiko. Es wird keine Haftung für etwaige Unfälle und Schäden jeder Art übernommen. LVS Ausrüstung wird empfohlen!
Kay
Ich liebe es in der Natur unterwegs zu sein, neige zu einer ausgeprägten Abenteuerlust und eigne mir gerne Überlebenstechniken an. Ich hoffe meine Touren- und Testberichte gefallen Euch.