Die 24 Stunden der Rheinland-Pfalz 2013 - Eine Alternative zu den 24 Stunden von Bayern

geschrieben von
24 Stunden von Rheinland-Pfalz 2013 24 Stunden von Rheinland-Pfalz 2013 by Bastian D.

Allgemeine Infos

Zum ersten Mal fand am 15.06.2013 die Benefizwanderung „24 Stunden von Rheinland-Pfalz“ statt. Als Veranstaltungsort fungierte Hennweiler im Landkreis Bad Kreuznach, das durch seine geografische Lage südlich des Soonwaldes sowie westlich und östlich der Täler des Hahnenbachs und Simmerbachs bestens für einen Event dieser Kategorie geeignet ist. Veranstalter der Wanderung war der Förderverein Hunsrück Schiefer- und Burgenstraße, der pro Teilnehmer eine Mindestspende von 1€ pro Kilometer erhob.

Somit spendete also jeder der über 250 Teilnehmer mindestens 72 €, die den beiden Kinderhilfsorganisationen von Human Help Network und der Soonwaldstiftung zu Gute kamen. Die zusätzliche Startgebühr betrug aufgrund des großen Sponsorenpools lediglich 5 € pro Teilnehmer. Das Starterfeld war bunt gemischt, auch aus dem nahen Frankreich waren Wanderer angereist. Den weitesten Weg hatte jedoch der mit 78 Jahren auch älteste Teilnehmer, er reiste mit dem Fahrrad(!) aus dem gut 600 km entfernten Dresden an. Hut ab!

Tourenbeschreibung:

Bei bestem Wanderwetter und knapp 20° C startete die Veranstaltung nach dem gemeinsamen Frühstück am Wandermarktplatz um 8 Uhr am Samstagmorgen, auf den ersten 200 m wurden wir dabei von den Moguntia Pipes and Drums angeführt, die uns mit Dudelsackmusik auf die 33 km lange Tagesschleife schickten, auf der die Wanderer insgesamt 1680 Höhenmeter zu überwinden hatten.

Nach dem Start folgten wir der gut ausgeschilderten Strecke entlang des Steinbaches bis ins Hahnenbachtal, das wir an der Neumühle verließen, um dem Wildenbach in Richtung der Ortschaft Sulzbach zu folgen.

Im Gemeindehaus wartete die erste Verpflegungsstation auf uns, was im Anschluß auch dazu führte, dass bis dahin sehr eng beieinander liegende Teilnehmerfeld etwas zu entzerren.

Der weitere Verlauf führte uns durch das Näsbachtal nach Rhaunen, wo nach 16 km ein Kaffee- und Kuchenverkauf stattfand und wir uns erneut stärken konnten, ehe wir uns über schmale Pfade durch den Wald in Richtung Hahnenbachtal weiter bewegten.

Hier folgten wir dem Wassererlebnispfad bis zur zweiten Verpflegungsstation am Fischweiher des Fischervereins Schneppenbach nach ca 22 km. Nach einer kurzen Stärkung nahmen wir das letzte Drittel der Tagesschleife in Angriff, bei dem wir die Ruine der Schmidtburg von verschiedenen Aussichtspunkten bewundern konnten.

Im weiteren Verlauf führte uns die Strecke zunächst bergauf über das Besucherbergwerk Herrenberg, ehe wir wieder ins Hahnenbachtal hinabwanderten und den Forellenhof erreichten.

Hinter dem Forellenhof überquerten wir noch einmal den Hahnenbach, ehe der anstrengende Anstieg über Schneppenbach in Richtung Teufelsfelsen begann, der uns tolle Ausblicke bescherte, bevor uns im Wald unterhalb des Teufelsfelsen von der Schinderhannesbande aufgelauert wurde.

Den Teufelsfelsen selbst ließen wir dieses Mal noch links liegen und folgten den Markierungen zurück zum Wandermarktplatz in Hennweiler, passierten dabei aber noch einen etwas versteckten Seerosenteich im Wald.

Am Wandermarktplatz angekommen wurde sich erst etwas gelockert und dann in der Ruhezone kurz regeneriert, ehe es in die Schlange vor den Essständen ging.

Nach Pasta und Scampi (für die Vegetarier Pasta mit Gemüse) erfolgte der Aufbruch zur etwas kürzeren Dämmerungsschleife, auf der uns auf 16,5 km 785 Höhenmeter erwarteten. Hierbei durchquerten wir Hennweiler und begaben uns dann über freies Feld und teils asphaltierte Wege in Richtung Heinzenberg, dabei konnten wir zunächst die schöne Aussicht auf den hinteren Höhenzug des Soonwaldes mit dem Steinbruch Henau und der höchsten Erhebung, dem Ellerspring genießen , ehe es bergabwärts durch den Wald nach Heinzenberg ins Kellenbachtal und zur nächsten Verpflegunsstation ging.

Der Weg führte uns dann entlang des Simmerbachs durchs Kellenbachtal (ab Gemünden wird der Simmerbach auch Kellenbach genannt), ehe wir die B 421 überquerten und uns auf den schweißtreibenden Anstieg zum Schloss Dhaun begaben, der nach nun insgesamt 40 km wirklich eine Herausforderung darstellte.

Dafür wurden die Wanderer allerdings in Hochstetten-Dhaun mit einer tollen Aussicht auf das Schloss belohnt, das den Wanderern für eine Besichtigungstour offen steht.

Im Anschluss führte uns der Weg über eine steile Treppe weiter bergauf und endlich auf dem Höhenzug angekommen bot sich ein grandioser Blick über das Kellenbachtal nach Simmertal. Die sich nun zeigende untergehende Sonne sorgte auch im weiteren Verlauf der Schleife entlang der Sternwarte bei Schloss Dhaun und durch die Wiesen und Felder auf dem Weg nach Karlshof für ein tolles Panorama und schöne Motive für den ausgerufenen Fotowettbewerb.

Von Karlshof aus führte uns der Weg noch einmal durch ein kleines Waldstück, ehe wir die Ortschaft Oberhausen passierten und kurz darauf wieder auf dem Hennweilerer Wandermarktplatz ankamen. Hier warteten die fleißigen Helfer schon mit einer Gulaschsuppe auf die nun doch langsam müde werdenden Wanderer, deren Anzahl sich auch schon sichtbar verringert hatte. Nun zeigten sich auch die verschiedenen Strategien der Teilnehmer. Während eine Gruppe von Trailrunnern bereits das Ziel der eigentlich als Nachtschleife ausgerufenen Folgerunde erreichten und die komplette Distanz von 72 km hinter sich gebracht hatten, waren die meisten Wanderer noch mit den Vorbereitungen für die anstehende Abschlussrunde beschäftigt. Doch auch hier gab es einige Teilnehmer, die nicht mehr zu bremsen waren und sich bereits weit vor der im Zeitplan vorgesehenen Startzeit von 0:00 Uhr auf den Weg machten.

Die Nachtschleife mit einer Länge von 22,9 km und 1024 Höhenmetern führte uns bei Halbmond zunächst entgegengesetzt zu den letzten Kilometern der Tagesschleife in Richtung Schneppenbach und von dort nach Woppenroth. Dieser Ort dürfte dem ein oder anderen als „Schabbach“ aus den Filmen der „Heimat“-Reihe von Edgar Reitz aus den 1980er Jahren bekannt sein. Doch nun, gegen 1 Uhr Nachts wirkte der Ort wie ausgestorben, alles schlief friedlich, während sich knapp über 100 Wanderer nach und nach ihren Weg in Richtung Rohrbach bahnten, wo die letzte Verpflegungsstation der Veranstaltung lag und die meisten Wanderer zwischen 1:30 und 2:00 Uhr ankamen. Auch hier hatte man sich noch einmal richtig ins Zeug gelegt und empfing die Wanderer mit einer deftigen Brotzeit und Hausmacherwurst. Vereinzelt wurde hier verzweifelt nach dem angekündigten Lumpensammlerbus Ausschau gehalten, doch er blieb unsichtbar. Ob er wirklich erst für 5 Uhr bestellt war oder ob der fehlende Bus eine Art Motivationshilfe der Veranstalter für schwächelnde Wanderer war, wird wohl ihr Geheimnis bleiben…

Über Schlierschied führte der Weg im Anschluss an der Womrather Höhe vorbei auf den Teufelsfels, für den Aufstieg auf den dort wartenden Aussichtsturm fehlte aber vielen Wanderern, unter anderem auch dem Autoren dieses Berichts, die Kraft.

Dabei bieten sich dort wirklich tolle Aussichten, wie die folgenden Bilder von einer früheren Wanderung über den Soonwaldsteig auf den Teufelsfelsen zeigen.

Mit ein wenig Bedauern über die verpassten Aussichten, dafür aber großer Vorfreude auf den nahenden Sektempfang ca. 1 km vor dem Ziel wurde dann der Abstieg vom Teufelsfelsen in Richtung Hennweiler in Angriff genommen, der zu großen Teilen auf dem gleichen Wegstück wie die Endphase der Tagesschleife und der Beginn der Nachtschleife verlief. Vom Organisationsteam beim Sektempfang mit einer Laola-Welle empfangen gönnte man sich einen kleinen Schluck zur Feier des Tages, ehe der letzte verbliebene Kilometer mit vielen Gedanken an die letzten 71 km und 22 Stunden, aber auch an die nach dem wartenden Frühstück anstehende Dusche und das schon deutlich hörbar rufende Bett zurückgelegt wurde. Ein Foto vor dem „Geschafft“ Plakat durfte allerdings auch nicht fehlen. Höhepunkte der Nachtschleife waren neben den beschriebenen Aussichtspunkten und dem wunderschönen, wenn auch vom Soonwald leicht verdeckten Sonnenaufgang die vielen rot blinkenden Windräder (geschätzt 150-200 Stück), die mittlerweile schon fast ein (kontrovers diskutiertes) Wahrzeichen des Rhein-Hunsrück-Kreises sind.

Fazit

Die erstmals organisierten 24 Stunden von Rheinland-Pfalz dürfen als voller Erfolg gewertet werden. Über 250 Teilnehmer sprechen bei der ersten Austragung für sich. Zudem wurde von den Organisatoren hervorragende Arbeit geleistet, die Wege waren bestens ausgeschildert, die Verpflegungsstellen optimal ausgewählt und die Strecken durch Bachtäler und Soonwald beeindruckte selbst erfahrene 24 Stunden Wanderer aus Bayern, dem Land der Pioniere auf diesem Gebiet. Unter anderem wurden Teilstücke der folgenden Rund- und Streckenwanderwege der Region integriert: Soonwaldsteig, Traumschleife Stumm-Orgel-Weg, Traumschleife Hahnenbachtaltour (Deutschlands schönster Wanderweg 2012 – wandermagazin), Vitaltour Wildgrafenweg.

Ermöglicht wurde der Event sicherlich auch durch die fleißige Mithilfe und Unterstützung der Sponsoren wie zum Beispiel meine Mitwanderer auf der Nachtschleife von X-Sport Kastellaun, ohne die der Spendenanteil wohl deutlich geringer und das Startgeld entsprechend höher ausgefallen wäre. Bleibt zu hoffen, dass die 24 Stunden von Rheinland-Pfalz auch in den nächsten Jahren stattfinden und einen festen Platz in den Terminkalendern der Wanderbegeisterten finden werden. Ob ich selbst noch einmal teilnehmen werde? Am Sonntagmorgen um 7 Uhr hätte ich wohl jeden ausgelacht, der mir diese Frage gestellt hätte. Jetzt, 2 Tage später und ohne schmerzende Füße und Muskeln und einigem nachgeholten Schlaf bin ich jedoch auf dem Standpunkt „Warum eigentlich nicht?!“

Weitere Informationen

  • Route Aufstieg: 24 Stunden Wanderung -Rundkurs
  • Route Abstieg: 24 Stunden Wanderung -Rundkurs
  • Dauer für Aufstieg: 6,5 Stunden
  • Dauer für Abstieg: 6,5 Stunden
  • Ziel Höhe / Gipfel: k.A.
  • Höhenmeter: ca. 1100 Meter
  • Schwierigkeitsgrad: mittel
  • Empfohlende Wandermonate: k.A.
  • Klettersteig: nein
  • Sehenswürdigkeiten: Landschaft etc.
  • Einkehrmöglichkeit: Verpflegungsstationen
  • Schuhwerk: knöchelhohe Bergschuhe mit guter Profilsohle
  • Trittsicherheit: erforderlich
  • Schwindelfrei: erforderlich
  • Wanderkarte: https://www.24stunden-rlp.de/Austragungsort/Die-drei-Schleifen
  • Weiterempfehlen: ja - ich würde die Tour wieder machen
  • Hinweis:

    Die Benutzung des Tourenberichtes erfolgt auf eigenes Risiko. Es wird keine Haftung für etwaige Unfälle und Schäden jeder Art übernommen.

Bastian D.

Ich komme aus dem schönen Hunsrück und bin hauptsächlich auf den hier nur so aus dem Boden schießenden Wanderwegen unterwegs. Immer mit dabei ist mein Hund Kenny, der mich ohne Rücksicht auf das Wetter oder meine Tagesform nach draußen treibt.Außerdem bin ich zertifizierter Wanderführer und biete (nicht nur) für Gäste unserer Ferienwohnung Dickbaums geführte Wanderungen an. Ich hoffe meine Touren- und Testberichte sind hilfreich und würde mich freuen, Leser von wandersuechtig.de als unsere Gäste begrüßen zu dürfen.