Páramo Velez im Test – eine direktionale Allroundjacke
geschrieben von Andi B.Allgemeine Information
Für viele Wanderer/Aktive/Outdoorsportler ist der Name Páramo kein Begriff, obwohl der Hersteller seit den neunziger Jahren in seinem Heimatmarkt fest etabliert ist. Damals ging es dem Gründer von Páramo, Nick Brown, der gleichzeitig auch Gründer der Imprägniermittelmarke Nikwax ist, darum ein Material zu finden, das wesentlich atmungsaktiver als Membrantechnologien ist, und in jeder Wetterlage funktioniert, auch bei extrem hoher Luftfeuchtigkeit. Dabei kam ihm die Idee, genauer unter die Lupe zu nehmen, wie es bei Säugetieren mit Fell funktioniert, die Wasser schneller nach außen „pumpen“ als es eindringen kann. Mithilfe dieser Analogie entwickelte er dann das Konzept für die direktionale Materialtechnologie „Nikwax Analogy“.
Ob und wie das Ganze funktioniert war für uns natürlich sehr spannend und von daher testeten wir für euch die Páramo Velez Jacket. Und gerade in der heutigen Zeit, in der Umweltschutz und Nachhaltigkeit zurecht eine größere Bedeutung bekommen, ist es uns wichtig über solche Produkte zu berichten und diese auch zu testen. Um was es sich bei PFC genauer handelt und wie es Páramo Clothing es schafft, nachhaltig und ethisch korrekt zu produzieren, erfahrt ihr hier.
Design:
Die Velez Jacket ist in mehreren Farben erhältlich. Mit ihren frischen und auffälligen aber auch dem dezenten Schwarz ist für jeden etwas dabei. Das Extrem Red ist auf alle Fälle von weiten sichtbar. Da ich gerne auffälligere Farben trage, habe ich mich für das Extrem Red entschieden. Der Schnitt hingegen ist durch das Dreizonen-Bodymapping-Prinzip angenehm körpernah.
Details und Ausstattung:
- Material: Nikwax Analogy und Nikwax Analogy Light
- Zwei Belüftungsöffnungen mit Mesh-Einsatz
- Zwei Brusttaschen mit Belüftungssystem (nicht wasserdicht)
- Dreidimensionale verstellbare & helmkompatible Kapuze mit drahtverstärktem Schirm
- Ergonomische geformte Schultern- und Ellenbogenpartien
- Reflektoren für mehr Sichtbarkeit im Dunkeln
- Zwei-Wege-Front-Reißverschluß mit Windschutzleiste und Kinnschutz
- Ärmelbündchen mit Klettverschluss
- Gewicht: 600 g (Größe L, nachgewogen)
- Größen: S-XXL
- Preis: 375 Euro (UVP)
Aufbau und Materialien:
Die Jacke wird aus Nikwax Analogy Waterproof Fabric hergestellt. Im Gegensatz zu anderen gängigen Herstellen von Outdoorbekleidung verzichtet Páramo komplett auf eine Membran oder PU-Beschichtung, stattdessen wird eine imprägnierte Außenschicht aus Polyestermikrofaser und einem Mesh-Innenfutter (Pumpliner) eingesetzt. Diese Konstruktion transportiert Feuchtigkeit aus dem Jackeninneren nicht nur als Wasserdampf (Schweiß) sondern auch in flüssiger Form, und das auch bei hoher Luftfeuchtigkeit. Und das kann eine Membranjacke nicht, sie lässt lediglich Wasserdampf entweichen und benötigt dafür eine optimale Balance zwischen Außentemperatur und Luftfeuchtigkeit. Man kann also eine Páramo-Jacke über eine viel größere Bandbreite an Wetterverhältnissen tragen als die meisten anderen Jacken.
Die PFC-freie Imprägnierung kann man jederzeit zuhause in der Waschmaschine auffrischen, das ist kinderleicht und macht die Jacke länger haltbar. Die Waschmittel- & Imprägniermittel von Nikwax sind online in vielen Geschäften erhältlich und natürlich in den Läden mit Páramo. Wie auch bei vielen anderen Herstellern kombiniert Páramo verschiedene Materialien um die bestmögliche Funktionalität zu erreichen. Flexibles und leichtes Nikwax Analogy Light und das robustere Nikwax Analogy werden an den verschiedenen Stellen verwendet. Ich vergleiche das auch gerne immer mit dem Autobau. Hier werden auch die jeweils notwendigen Materialien eingesetzt um eine perfekte Mischung aus Funktionalität, Gewicht und Kosten zu erreichen.
Generell gilt zu sagen, dass das Material etwas empfindlicher als eine reine Hardshell-Jacke ist, jedoch bedeutend robuster als eine reine, leichte Regenjacke. Somit kann die Jacke problemlos bei Sportarten wie Klettern, Wandern mit Rucksack genutzt werden.
Dadurch dass die Jacke keine eingearbeitete PFC-Membran besitzt, kann diese auch eigenständig repariert werden. Kleine Löcher oder Risse kann man bei Páramo einfach mit Nadel und Faden reparieren, denn die Jacke ist ja membranfrei, und kleine Einstichstellen (z.B. vom Nähen) tun der Funktion nichts ab. Superpraktisch, wenn man auf Reisen ist. Hingegen Jacken mit Membranen müssen vom Hersteller extra „getaped“ werden. Somit mag eine Hardshell-Jacke auf den ersten Blick robuster erscheinen, jedoch verliert diese selbst bei kleineren „Verletzungen“ an der Membran bereits ihre Dichtigkeit. Hier bietet die Páramo einen großen Vorteil, da die Jacke direkt vor Ort mit Nadel und Faden repariert werden kann.
Schnitt:
Typisch für eine Allround-Jacke ist der Schnitt wenig körperbetont. Dadurch ist ein breiter Einsatzbereich gewährleistet. In meinen Fall erstreckte es sich vom Laufen, über Rad fahren, Wandern bis hin zum Zelten in der Wildnis. Einzig die Arme sind etwas weit geschnitten und teilweise auch störend da das Material etwas rumflattert.
Durch den Schnitt war es auch problemlos möglich eine weitere Schicht darunter zu tragen. Bei der Größenwahl würde ich somit immer eher eine Nummer kleiner nehmen.
Detailaufnahmen:
Klettverschlüsse zur perfekten Arretierung an den Armen
Seitliche Lüftungsschlitze mit integrierter, getrennt schließbarer Tasche
Viele Einstellmöglichkeiten am Kragen, sowie Kinnschutz
Lüftungschlitze an den Armen
Reisverschluss mit zusätzlichen Windschutz
Toll verarbeiteter Zipper mit Logo von Páramo
Kapuze mit Einstellmöglichkeiten und Reflektoren
Unternehmerische Verantwortung bei Páramo Clothing:
Bei Páramo wird die Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und Umwelt vorgelebt. Als erste Outdoor Firma kann Páramo nachweisen, komplett PFC-frei zu produzieren (Zertifizierung im Mai 2016). Nach der Produktion ist aber der Lebenszyklus der Kleidung nicht abgeschlossen. Deswegen gibt das Páramo Recycling Scheme. Kunden die eine alte Jacke zurückschicken, erhalten z.B. auf den neuen Artikel einen Rabatt. Anstatt die Jacke zu entsorgen, wird sie bei Páramo wiederaufbereitet und an weitere Outdoorfans weitergegeben. Was passiert jedoch mit der Kleidung die nicht wiederaufbereitet werden kann? Diese wird in ein spezielles Recyclingprogramm gegeben, um daraus hochwertiges Polyester zu gewinnen, das wiederum in neuen Performancematerialien zum Einsatz kommt.
Neben der Verantwortung gegenüber der Natur, sieht sich Páramo für die Gesellschaft mitverantwortlich. Nach Angaben von Páramo werden mindestens 80 % der Kollektion in der Miquelina Stiftung in Kolumbien produziert. Diese Stiftung unterstützt Frauen, die unter anderem ein erhöhtes Risiko zu Prostitution und Drogen haben. Die Frauen werden dort ausgebildet und beschäftigt, erhalten Wohnungen und Kinderbetreuung wird angeboten. Die Erträge der Fabrik werden dafür eingesetzt, Arbeitsplätze zu schaffen oder sie kommen als Spenden anderen Projekten wie Wohnungsbau, Kindergärten, Schuleinrichten et cetera zugute.
Seit Januar 2017 ist Miquelina sogar Mitglied der World Fair Trade Organisation (WFTO). Páramo ist somit die erste Outdoormarke, die an mehr als 80% ihrer Produkte das Etikett der WFTO hängen hat. Es zeigt, dass es möglich ist, Kleidung zu einem vernünftigen Preis ethisch korrekt und nachhaltig zu produzieren.
Erfahrungsbericht
Bevor ich mit dem eigentlichen Erfahrungsbericht starte, möchte ich nochmals auf die Umstände aufmerksam machen, wie ich auf diese Jacke gekommen bin da dies ein wichtiger Faktor ist: In den Medien wurde die letzten Monate viel über die Plastikverschmutzung berichtet. Einhergehend damit ist die Verschmutzung durch alle weiteren Chemikalien wie z.B. auch PFC. Für mich sind die Bilder von unseren Umweltsünden einfach nur grausam und daher möchte ich auch einen Beitrag für eine bessere Umwelt leisten. Daher war ich auf der Suche nach einem Outdoorkleidungshersteller der sowohl fair als auch nachhaltig produziert. Gefunden habe ich dies bei Páramo. Da ich für meinen Schwedentrip mit Zelt eine wetterfeste Jacke gesucht habe, fiel die Wahl schlussendlich auf die Páramo Velez. Beim ersten Anprobieren war ich überrascht wie weich die Jacke ist. Ich hatte mit einem viel steiferen Material gerechnet. Vor allen Dingen, da die Jacke ja vor Wind und Wetter schützen soll. Meine Farbwahl fiel auf das grelle Orange. Da ich gerne auffällige Farben für bessere Sichtbarkeit trage, war dies perfekt.
Durch den langen Winter und den damit verbunden kühlen Temperaturen nutzte ich die Jacke gleich zu den ersten Ausfahrten mit meinem Mountainbike. Das Gefühl war super. Einzig die Kapuze störte teilweise, da ich diese nicht über den Helm stülpte. Der etwas weitere Schnitt störte mich kaum. Im Gegenteil der lange Rücken war perfekt. Bei ca. 5-9°C trug ich unterhalb von der Jacke ein Funktionsunterhemd und Fahrradhose. Zusammen mit der Jacke war dies beim Biken absolut ausreichend. Der Windschutz der Jacke hat sich das erste Mal bewährt.
Auch beim Biken ein toller Begleiter
Der eigentliche Test/Prüfung stand jedoch erst noch bevor. Unser Trip nach Schweden Ende April an einen der zahlreichen Seen. Das Wetter war über die Woche hinweg typisch für April. Im Gegensatz zu unseren Breitengraden kommt aber noch ein ständiger und kräftiger Wind hinzu.
Die ersten vier Tage waren wir am See Rusken auf einer kleinen Insel mit wenigen Unterstandmöglichkeiten. Nach zwei schöneren Tagen schwenkte das Wetter zu ständigem Nieselregen und starken Wind um. Zum ersten Mal war die Velez richtig gefordert und enttäuschte mich zu keiner Minute. Die Jacke hielt die ganze Zeit trocken und regulierte Temperatur, egal ob beim Boot fahren mit hohen Wellen oder bei beständig starkem Wind auf der Insel.
Überfahrt bei Wind und Wetter
Da wir auf der Insel Holz für unsere Feuerstelle selber suchen mussten wurde die Jacke wirklich stark beansprucht.
Die Daunenjacke ist komplett trocken!
Nach einer Woche Outdoorurlaub war, bis auf ein kleines Brandloch, keine Abnutzung zu erkennen. Und das nach Tragen von Baumstämmen und Gestrüpp ist das wirklich erstaunlich und zeugt von sehr guter Qualität.
Fazit: Funktional – Nachhaltig – Robust
Wer gerne in der Natur, in der Stadt oder beim Radeln leuchtet wie ein Glühwürmchen, ist mit dieser orangefarbenen Jacke bestens beratenJ. Andernfalls gibt es ja noch die dezenten Farbtöne. Generell ist die Funktionalität in Verbindung mit einer nachhaltigen Produktion einmalig. Ich denke, dass Páramo die nächsten Jahre in Deutschland immer bekannter und von mehr Outdoorfreunden getragen wird. Die Qualität und der Jacke sind absolut überzeugend. Zudem ist sie auch noch vielseitig einsetzbar, und bei Temperaturschwankungen muss man sie dank der tollen Atmungsaktivität und Lüftungsmöglichkeiten nicht ständig an- und ausziehen. Dazu ist der Preis von ca. 375€ mehr als gerechtfertigt. Eine wirklich tolle Jacke! Meine nächsten Outdoorklamotten werden definitiv von Páramo sein, und die werde ich euch natürlich auch vorstellen J!
Quelle: Logo und Herstellerinformationen von Pàramo.
Weitere Informationen
- Hersteller: Páramo Clothing
- Model: Velez
- Preis: 375
- Personengruppe: männlich
- Wo gekauft: Internet
- Material: Polyester
- Wasserdicht: ja
- Wind abweisend: ja
- Alter des Testers: zwischen 25 - 39
- Tragekomfort: sehr gut
- Weiterempfehlen: ja
- Bei was für einer Tour getragen: Schwedenurlaub, Biketouren, Lauftraining, Wandertouren
Andi B.
Sportler, der insbesondere die Sommermonate zum Bergwandern nutzt und Lust am Reisen hat. Zur Abwechslung darf auch mal ein Hindernislauf absolviert werden.