Wanderung auf dem Algunder Waalweg/Tappeiner Promenade
geschrieben von SebastianAllgemeine Informationen
Um ihre Äcker, Felder und Wiesen in trockenen Zeiten zu bewässern, legten die Bauern in Südtirol schon vor Jahrhunderten sogenannte "Waale" (Bewässerungskanäle/-gräben) an. Dieses Bewässerungssystem gibt es beispielsweise auch auf der portugiesischen Atlantikinsel Madeira. Die „Waale“ werden dort „Levadas“ genannt. Das Wasser wurde aus den Bächen bzw. Quellen höher gelegener Flächen abgeleitet - manchmal sogar von weit über der Waldgrenze. Je nach Gelände floss das Wasser in gegrabenen Erdkanälen, in Rinnen, die in den Fels geschlagen worden waren, oder in Holzrinnen ("Kandeln") bergab. Das Geklapper der von einem Wasserrad getriebenen Waalschelle zeigte dem diensthabenden "Waaler" den gleichmäßigen Wasserstrom an. Hatte sich Geäst oder anderer Unrat verfangen, musste der "Waaler" den Wasserlauf säubern und gegebenenfalls instand setzen. Hierfür waren entlang der Waale gut begehbare Wege angelegt worden. Rund um Naturns (Vinschgau), einer der niederschlagärmsten Gegenden der Alpen (jahresdurchschnittlicher Niederschlag von 500 mm – wie Sizilien), entwickelte sich so ein weites Netz an Waalwegen. Auf den Südhängen des Vinschgaus, dem sogenannten Sonnenberg, gibt es die größte Anzahl von Waalen (225 mit einer Länge von insgesamt 600 km). Der Begriff wurde vom lateinischen Wort „aquale“ abgeleitet. Heute sind diese wunderschönen alten Wege ohne allzu große Steigungen in Südtirol und auch auf Madeira zu beliebten Wanderwegen geworden. Im Laufe des Oktobers wird das Wasser abgestellt, und im April/Mai werden die Waale wieder in Betrieb gesetzt. Der bekannte Algunder Waalweg gehört zu einem der schönsten Panoramawanderwege in Südtirol, welcher seine Wasserfassung an der Töll hat. Er liegt genau gegenüber des längsten Waalweges (12 km Länge) dem Marlinger Waalweg und verläuft von Töll bis nach Gratsch. Der Algunder Waal ist knapp 6 km lang und wurde im Jahre 1333 erstmals erwähnt. Hier wurde geregelt, dass lediglich die Bauern aus Plars das Recht zur Wasserentnahme hatten. Im Laufe der Jahre schlossen sich dann noch die Algunder sowie Gratscher Bauern an, so dass der Waal letztendlich die heutige Länge aufweist.
Tourenbeschreibung
Ausgangspunkt unserer Wandertour war die Ortschaft Töll, ein kleiner Ortsteil von Partschins. Als Zieladresse für das Navigationssystem eignet sich Folgende: 39020 Partschins, Quadratstraße/Bahnhofstraße. Wichtig dabei ist, falls der Rückweg per Zug erfolgen soll, sein Fahrzeug an der richtigen Haltestelle zu parken, da der Bahnsteig welcher gleich an der Ecke des Etschflusses/Quadratstraße liegt nicht durch die Vinschgauerbahn angefahren wird. Deshalb nach Überqueren der Etsch/Bahngleise mit dem Pkw, aus Richtung der Vinschgauerstraße SS 39 kommend, nach rechts in die Bahnhofstraße abbiegen und bis zum dortigen Bahnhof fahren. Hier parken wir unser Fahrzeug am Bahnhof Töll (470 m), an welchem es ein paar kostenlose Parkplätze gibt.
Nun wandern wir das soeben befahrene Teilstück Straße für ca. 300m parallel zur Etsch/den Bahngleisen in nordöstliche Richtung bis zur Brücke zurück. An der Brücke angelangt überqueren wir die Etsch.
Hier stoßen wir auf der anderen Flußeite auf den Fahrradweg, welcher an der Etsch in Richtung Meran führt. Wir halten uns hier rechterhand und folgen dem asphaltierten Wander-/Fahrradweg für ca. 500 m
bis wir an einen Zebrastreifen gelangen, welcher im Bereich der Etsch-Staustufe (Wasserkraft-Anlage der Etschwerke) bei Töll liegt.
Unter Zuhilfenahme des genannten Zebrastreifens überqueren wir die Vinschgauerstraße (= Staatsstraße 38) und wandern auf einem Fußweg/Bürgersteig die kurz dahinter liegende Alte Landstraße in Richtung der Ortschaft Oberplars.
Ein hier zu Beginn aufgestellter Wegweiser zeigt uns bereits den Algunder Waalweg an. Nach rund 500 m gelangen wir an einen großen Wanderparkplatz im Töllgraben (480 m), welcher sich direkt neben der Zufahrtsstraße nach Algund und Oberplars befindet. Für Wanderer, die den Rückweg zu Fuß absolvieren möchten, der ideale Parkplatz.
Der Töllgraben stellt zugleich die Grenze zwischen den Gemeinden Partschins und Algund dar. Vom Parkplatz aus gehen wir ostwärts, durch ein kaum zu übersehendes Holztor mit der Beschriftung „Algunder Waalweg“.
Wir wandern über einen breiten Weg neben der Zufahrtsstraße ziemlich eben für ca. 400m am Waldrand (überwiegend Kastanienbäume) entlang bis wir wieder direkt an die „Alte Landstraße“ gelangen.
Diese überqueren wir und steigen auf der gegenüberliegenden Seite einige Stufen hinab. Hier taucht erstmals der angenehm plätschernde Waal neben uns auf, welcher uns zu Beginn durch einige weitläufige Obstwiesen und im Anschluss durch Weinberge oberhalb von Plars (464 m) führt.
Teilweise wandern wir absolut idyllisch unter den fast reifen Weintrauben weiter bis an die Ortschafts Oberplars heran, wo wir unsere Blicke unter anderem auch auf das Schloss Plars richten.
Wir wandern weiter und gelangen nach knapp 45 Minuten reiner Gesamtgehzeit an das in den Weinreben eingebettete Gasthaus „Leiter am Waal“ (Öffnungszeiten: 9. Februar - Mitte Dezember 2013, Ruhetage Montagabend, Dienstag ganztägig).
Im Anschluss geht es für uns weiter unter einer schattigen Weinlaube hindurch, bei welcher im Herbst auch hier direkt über den Köpfen der Wanderer die Weintrauben hängen.
Kurz darauf tauchen wir in einen lauschigen Laubwald mit verschiedenen bizarren Felsformationen ein. Es gibt hier zwei markante Stellen. Eine davon ist ein Felsvorsprung, an welchem sich rechterhand ein älterer Baum mit hohlem Stamm befindet.
Nun geht es unterhalb des Vellauer Sesselliftes hindurch mit Blick hinunter nach Forst und Algund.
Kurz darauf stoßen wir auf eine kleine Felseneinhöhlung direkt am Waal, welche sich für Kinder zum Verstecken oder als Notunterstand bei Regen hervorragend eignet.
Nach knapp 1,5 Stunden reiner Gesamtgehzeit erreichen wir einen traumhaften Aussichtspunkt mit grandiosem Blick auf die Ortschaften Mühlbach und Algund.
Nach einer kurzen Rast geht es für uns weiter durch die Freiflächen der Weinterrassen hinüber bis zum Cafe Konrad (Öffnungszeiten: Mittwoch Ruhetag). Hier wird der Waal durch eine Rohrbrücke geführt, um den Graben des Mühlbaches zu überqueren. Dies ist der Grund, weshalb der Waal unseren Wanderweg ab und an für kurze Teilstücke verlässt.
Wir gehen wechselnd durch Laubwald und freien Flächen weiter in Richtung Meran. Bei guter Sicht hat man hier einen beeindruckenden Blick auf Ifinger und Hirzer, welche hinter dem Dorf Tirol hervorragen. Je näher wir dem Meraner Stadtteil Gratsch kommen, umso häufiger treffen wir bei den Bauernhöfen auf Palmen, Zypressen und Ölbäume. Diese vermitteln einen Hauch von mediterranem Flair.
Im Anschluss verlässt uns der Waal wieder kurzzeitig und es gilt kurz darauf ein steiles aber kurzes Stück Teerstraße hinaufzuwandern. Nach ca. 50m steigen wir gleich wieder rechts über ein paar Felsstufen hinab, wo wir eine kleine Holzbrücke überqueren, welche über den Bachlauf des Grubbaches führt (reine Gesamtgehzeit 2 Stunden).
Danach gehen wir noch einige Meter durch Weinlauben hindurch und schon haben wir direkten Blick auf die Kirche von Algund.
Unmittelbar nach der dortigen Schautafel („Algund einst und jetzt“) müssen wir ein paar Felsstufen nach oben steigen und gelangen wieder an unseren Bewässerungswaal, welcher uns ab hier wieder ein Stück begleitet.
Nach einigen hundert Metern durch Wald und Freiflächen erreichen wir eine ältere Eisenbrücke (hier ist bemerkenswert, dass der Waal mittels einer Rohrleitung unterhalb der Brücke weitergeleitet wird), welche an einem kleinen Wasserfall vorbeiführt.
Diese überqueren wir und folgen dem Waal weiter bis zu einer modernen Hängebrücke, welche über eine kleine Schlucht führt. Diese stellt das Ende des Algunder Waalweges dar.
Wir überschreiten die leicht schwankende Hängebrücke und stoßen auf die Fahrstraße, welche von Gratsch (400 m) aus zum Dorf Tirol hinaufführt (reine Gesamtgehzeit 3 Stunden). Wir wandern auf dieser Straße (Laurinstraße) weiter bergab
und stoßen nach kurzer Zeit in einer scharfen Rechtskurve (auch Tappeiner Kehre genannt) direkt auf das Schild, welches uns den nordwestlichen Eingang zur Tappeiner Promenade anzeigt.
Diese ca. 4 km lange Promenade ist dem Kurarzt, Botaniker und Anthropologen Franz Tappeiner aus Laas im Vinschgau zu verdanken. Er wirkte am Ende des 19. Jahrhunderts und ließ die Promenade im Jahre 1892 erbauen. Ab der Eingangstafel folgen wir dem breiten Promenadenweg (380 m) immer leicht abfallend in Richtung Meraner Stadtzentrum. Gleich zu Beginn kommen wir am Cafe Unterweger (Öffnungszeiten: nicht bekannt) vorbei, welches über eine große Sonnenterrasse verfügt. An dessen Eingang werden die Gäste von einer imposanten Holzstatue begrüßt, welche ein Kind auf ihren Schultern trägt (vermutlich Johannes der Täufer).
Im weiterem Wegverlauf wurden ab und an fixe Alurohre in Art eines Fernrohres aufgestellt, welche immer wieder tolle Aussicht auf bestimmte Gebäude der Stadt und der nahen Umgebung (z. B. Kirche St. Peter in Gratsch, Muthöfe, ehemaliges Grand Hotel, etc.) bieten. Schon nach einigen Metern auf der Promenade stellt man fest, dass diese für ein genüssliches Flanieren über den Dächern (ca. 60-100m oberhalb) der Kurstadt mit herrlichem Panorama erschaffen wurde.
Mittlerweile zählt der Tappeinerweg mit seiner artenreichen Bepflanzung mit Bäumen und Sträuchern zu den schönsten Höhenpromenaden Europas. An aussichtsreichen Plätzen laden Bänke zum Ausruhen und Genießen ein.
Unter anderem gelangen wir auch an das sog. Belvedere, ein Felsvorsprung auf welchem sich ein toller Aussichtspunkt mit wunderbarem Panorama befindet. Über wenige Stufen gelangt man auf eine Art Aussichtstürmchen.
Kurz darauf erreichen wir die nächste Einkehrmöglichkeit das Cafe Schlehdorf (Öffnungszeiten: unbekannt).
Unmittelbar darauf passieren wir die Küchelberg Hütte, welche idyllisch von Weinreben umschlossen ist, und Weintrauben sowie Traubensaft zur Verkostung anbietet.
Einige Zeit später passieren wir den Duftgarten, welcher etwas oberhalb der Tappeiner Promenade in einer Terrasse eingebettet liegt. Wer möchte kann diesem einen Besuch abstatten. Unmittelbar im Anschluss stoßen wir auf eine Abzweigung. Gerade aus würde uns der Weg noch ein Stück weiterführen. Wir entscheiden uns jedoch rechterhand an den Serpentinen über die sog. Mittelmeerterrassen zur Stadtmitte von Meran abzusteigen.
Der Name Mittelmeerterrassen kommt daher, da der Abstieg bei der Landesfürstlichen Burg durch eine Reihe von fast versteckten, kleinflächigen Terrassen verläuft, die alternativ zum serpentinenartig angelegten Hauptweg begangen werden können. Der Weg führt auf die von mediterraner Vegetation dominierten Plattformen, die von oben bzw. unten aus kaum zu sehen sind. Zu dicht sind die Hänge bewuchert mit blühenden Feigenkakteen und Winterjasmin. Entlang von Pinien, Hanfpalmen, Oleandern und Zistrosen taucht man ein in diesen Mikrokosmos der südländischen Vegetation. Am Fuße des Küchelberges angelangt symbolisiert uns eine weitere Tafel das Ende der Tappeinerpromenade.
Den gesamten Promenadenweg über hatten wir eine wunderbare Aussicht auf das Meraner Talbecken bis hinauf in das Vinschgau. Wenige Schritte darauf gelangen wir an die Talstation des Küchelbergliftes (324 m), welcher fast bis in das Dorf Tirol hinaufführt.
Bis zu diesem Punkt hatten wir eine reine Gesamtgehzeit von 4 Stunden und 15 Minuten, sowie 150 Höhenmetern im Anstieg. Wir wandern jedoch noch etwas weiter in die Innenstadt von Meran, wo wir an der Etschpromenade etwas verweilen.
Im Anschluss fahren wir vom Meraner Hauptbahnhof aus mit der Vinschgerbahn in wenigen Minuten zurück zu unserem Ausgangspunkt dem Bahnhof Töll.
FAZIT: Schön angelegter Waal- & Promenadenweg mit außergewöhnlichen Blicken und tollem Panorama. An Wochenenden oder zur Hauptsaison ziehen sowohl der Algunder Waalweg, als auch die Tappeiner Promenade viele Wanderer und Spaziergänger an. Der Algunder Waalweg ist nicht sonderlich breit, weshalb beim gegenverkehrsbedingten Ausweichen besondere Vorsicht geboten ist, um nicht im Waal zu landen bzw. den angrenzenden Hang hinab zu rutschen. Aufgrund der geringen Wegbreite, sowie der teilweise vorhandenen Stufen ist vom Befahren mittels Kinderwagen eher abzuraten. Bei der Tappeiner Promenade hingegen sieht es anders aus, da dieser eine ausreichende Breite ohne irgendwelche Hindernisse oder Höhenunterschiede aufweist.
Weitere Informationen
- GPS-Daten: Meraner Land - Ötztaler Alpen - Algunder Waalweg/Tappeiner Promenadepeiner Promenade
- Route Aufstieg: Bahnhof Töll - Etsch Staustufe - Wanderparkplatz Töllgraben - Gasthaus "Leiter am Waal" - Cafe Konrad - Tappeiner Promenade
- Route Abstieg: Tappeiner Promenade - Cafe Unterweger - Cafe Schlehdorf - Talstation Küchelberglift
- Dauer für Aufstieg: 3 Stunden
- Dauer für Abstieg: 1,5 Stunden
- Ziel Höhe / Gipfel: 610 m
- Höhenmeter: 150 m
- Schwierigkeitsgrad: sehr leicht
- Empfohlende Wandermonate: April - Oktober
- Klettersteig: nein
- Sehenswürdigkeiten: Waalbewässerungssystem, Panorama, Vegetation
- Einkehrmöglichkeit: Gasthaus "Leiter am Waal", Cafe Konrad, Cafe Unterweger, Cafe Schlehdorf
- Schuhwerk: knöchelhohe Bergschuhe mit guter Profilsohle
- Trittsicherheit: erforderlich
- Schwindelfrei: nicht erforderlich
- Wanderkarte: Kompass Nr. 53
- Wanderkarte (online): z.B. rother.....
- Weiterempfehlen: ja - ich würde die Tour wieder machen
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Hinweis:
Die Benutzung des Tourenberichtes erfolgt auf eigenes Risiko. Es wird keine Haftung für etwaige Unfälle und Schäden jeder Art übernommen.
Sebastian
Was zunächst mit einer gewissen Skepsis begann, da es immer hieß Wandern ist etwas für ältere Leute, schlug ganz schnell in eine große Leidenschaft um und gipfelte letztendlich in einer Sucht. Mit meinen Berichten möchte ich euch helfen diese lebenslängliche Krankheit so gut wie möglich zu überstehen und die Symptome etwas zu lindern.