Bayern - Chiemgauer Alpen - Kampenwand Überschreitung
geschrieben von Manuel A.Allgemeine Informationen
Die weit sichtbare, 1669m hohe Kampenwand in den Chiemgauer Alpen, ist sicherlich einer der bekanntesten und am höchsten frequentierten Berge in den bayerischen Voralpen. Insbesondere wegen des perfekten Ausblicks vom Gipfel, der einen Blick auf den Wilden Kaiser und die Ebene rund um den Chiemsee erlaubt, ist ein Besuch aber auf jeden Fall empfehlenswert. Wir starteten Mitte Oktober zweimal zur Kampenwand-Überschreitung, das erste Mal konnten wir die Tour aus Zeitgründen leider nicht komplettieren. Die Überschreitung ist eine der bekanntesten und sicherlich auch schönsten Genussklettereien in den bayerischen Alpen. Dabei wird die Kampenwand von West nach Ost überschritten, dabei sind Kletterstellen bis zum oberen IV. Schwierigkeitsgrad nach UIAA zu meistern. Die Route ist dabei nahezu durchgängig mit Bohrhaken abgesichert.
Topo der Kampenwand-Überschreitung ©www.bergsteigen.com
Die Anreise zur Kampenwand erfolgte bei uns über die A8 nach Aschau und dort zur gut ausgeschilderten Talstation der Kampenwandbahn. Aufgrund der kürzeren Tage im Herbst, entschieden wir uns gegen einen Aufstieg zu Fuß, sondern nutzten eine der ersten Gondeln hinauf zur Bergstation.
Tourenbeschreibung
Der Einstieg zur Kletterroute beginnt bereits in relativ kurzer Entfernung zur Bergstation der Bahn. Wir folgen etwa fünf Minuten dem Weg nach Nordosten zur Steinlingalm und zweigten dann rechts bei der Kampenwandhütte ab. Der dortige Steg führt dann über einen kleinen Rücken zum Einstieg am Westgrat auf etwa 1500m Höhe.
Einstieg am Westgrat, die letzten Vorbereitungen für die Überschreitung.
Am Einstieg dann das übliche Prozedere. Zustiegsschuhe werden gegen Kletterschuhe getauscht, der Klettergurt wird angelegt, Expressen und Bandschlingen am Gurt befestigt, Standplatzschlinge übergelegt und die beiden Halbseile ausgepackt. Nach dem obligatorischen und wichtigem Partner-Check geht’s dann auch schon los mit der ersten Seillänge im II-ten Schwierigkeitsgrad. Sicherlich mehr ein ausgesetzter Weg als eine Kletterstrecke, aber zum warm werden ganz gut.
Standplatz nach der ersten Seillänge. Sonnenschein und gute Stimmung ?
Bei traumhaftem Wetter hatten wir keinerlei Grund zur Eile. Da es schon Mitte Oktober war, waren trotz der guten Verhältnisse nur wenige Leute auf der Tour unterwegs. Wir konnten also getrost das gute Wetter nutzen und uns bei jeder Seillänge genug Zeit nehmen um die Aussicht und die Sonne zu genießen. Nach weiteren zwei Seillängen waren wir dann auch schon am Westturm angekommen. Was für eine Aussicht!
Angekommen am Westturm - schöner Blick auf die SonnenAlm.
Ab dem Westturm kann dann – bei ausreichend vorhandener Trittsicherheit – Seil frei bis zum Fuß des Gmelchturms gegangen werden. Eine Sicherung war hier für uns nicht notwendig, lediglich der auffrischende, böige Wind war teilweise etwas unangenehm. Auf den Gmelchturm ging es für uns dann durch die Nordverschneidung (III+). Alternativ dazu gibt es rechts davon auch eine Route im VI- Schwierigkeitsgrad, die allerdings etwas Wartezeit bedurft hätte. Nachdem wir alle auf dem Gmelchturm standen, mussten wir uns von dort wieder abseilen.
Abseilen vom Gmelchturm (links), alternative Aufstiegsroute im VI- Schwierigkeitsgrad (rechts).
Nach kurzem Fußweg um eine Kante herum ging es dann durch eine Rinne auf den Teufelsturm, von dort mussten wir abermals abseilen. Immer wieder ein spannendes Gefühl sich in das Seil zu hängen.
Abermals abseilen, dieses Mal etwa 35m vom Teufelsturm.
Nach einer kurzen Pause nach dem Abseilen, querten wir nach Osten, um dort weiter in Richtung Hauptgipfel zu klettern. Dabei geht es etwa 25m im Schwierigkeitsgrad IV+ senkrecht nach oben (9te Seillänge).
Senkrecht hinauf in der 9ten Seillänge Richtung Hauptgipfel
Von dort aus ging es dann Richtung Osten über leichtes Gehgelände und den Grat zum Hauptgipfel, die Tour war also nahezu geschafft. Wir nutzen das schöne Wetter dort deswegen ausgiebig für eine Pause und Stärkung.
Endlich auf dem Hauptgipfel der Kampenwand mit einer belohnenden, traumhaften Aussicht auf den Chiemsee und das Alpenvorland.
Ab dem Hauptgipfel folgt man dann einem deutlich leichteren Steg im I und II-ten Schwierigkeitsgrad hinab auf den viel begangenen Weg der zum Ostgipfel mit seinem großen Gipfelkreuz führt. Hier war es dann vorbei mit Ruhe & Idylle, wir waren zurück in der Realität, was in diesem Fall Schlange stehen vor dem Gipfelkreuz bedeutete. Vom Ostgipfel dann hinab zur Steinlingalm und zurück zur SonnenAlm beziehungsweiße der Bergstation der Kampenwandbahn. Zusammenfassend waren es drei Stunden Kletterspaß, traumhafte Aussichten und bei der Überschreitung bis zum Hauptgipfel absolute Idylle in einer ansonsten sehr stark frequentierten Gegend. Wir werden diese Tour sicherlich noch das ein oder andere Mal wiederholen.
Weitere Informationen
- Route Aufstieg: siehe Artikel
- Route Abstieg: siehe Artikel
- Dauer für Aufstieg: 3 Stunden
- Dauer für Abstieg: 3 Stunden
- Ziel Höhe / Gipfel: 1669 m
- Höhenmeter: ca. 470 Höhenmeter
- Schwierigkeitsgrad: mittel
- Klettersteig: nein
- Sehenswürdigkeiten: siehe Artikel
- Einkehrmöglichkeit: siehe Artikel
- Schuhwerk: knöchelhohe Bergschuhe mit guter Profilsohle
- Trittsicherheit: erforderlich
- Schwindelfrei: erforderlich
- Weiterempfehlen: ja - ich würde die Tour wieder machen
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Hinweis:
Die Benutzung des Tourenberichtes erfolgt auf eigenes Risiko. Es wird keine Haftung für etwaige Unfälle und Schäden jeder Art übernommen.