Hessen – Naturpark Kellerwald-Edersee – Urwaldsteig (Etappe 2)
geschrieben von Bastian D.Allgemeine Informationen
Der 68 Kilometer lange Urwaldsteig führt auf zumeist auf schmalen Pfad rund um die in Nordhessen gelegene Edertalsperre durch den Naturpark Kellerwald-Edersee und den gleichnamigen Nationalpark auf der Südseite des Sees. Auf Einladung der Edersee Touristic GmbH haben wir insgesamt vier Tage hier verbracht, untergebracht bei der sehr hilfsbereiten Familie Andree im sehr schön am nord-östlichen Ufer gelegenen Seehotel Andree in Waldeck-West, wo wir uns am reichhaltigen Frühstücksbuffet für die täglichen Touren stärken und bei den großen abendlichen Portionen die Akkus wieder aufladen konnten, wozu auch die ruhige, gemütliche Atmosphäre einen großen Teil beitrug. Von hier aus haben wir den Urwaldsteig auf drei Rundtouren auf seiner gesamten Länge erkundet, wobei die kleinen Personenfähren zwischen Asel und Asel-Süd sowie Scheid und Rehbach in die Gestaltung der drei Rundwege eingebunden sind. Hierzu sind entsprechend auch immer Zuwegungen von den Fähren zurück auf den Urwaldsteig zu bewältigen, die teilweise noch nicht beschildert sind, während der Urwaldsteig selbst durchgehend vorbildlich mit der in weiß gehaltenen Buchstabenkombination UE in einem blauen Kreis markiert ist.
Die Beschilderung wird in naher Zukunft in Angriff genommen, wenn für die geplante Zertifizierung zur Qualitätsregion Wanderbares Deutschland das Beschilderungssystem generell überarbeitet werden muss.
Tourenbeschreibung
Das Mittelstück des Urwaldsteigs auf beiden Seeseiten ist aufgrund der Länge die Königsetappe der Drei-Tage Version des Urwaldsteigs, denn alleine die Strecke auf dem Urwaldsteig beläuft sich auf 26 km, dazu kommen noch die Zuwegungen zu den Fähren zwischen Scheid und Rehbach sowie zwischen Asel-Süd und Asel. Für Kenny und mich stand diese Etappe am dritten Tag auf dem Programm, nachdem wir die beiden äußeren Etappen bereits erwandert hatten. Aufgrund der Etappenlänge wollte ich möglichst früh aufbrechen. Da ich jedoch am Vortag eine nette Unterhaltung mit dem Fährmann von Rehbach hatte wusste ich, dass die Fähre erst ab 11 Uhr morgens in Betrieb ist. Zumindest in der Nebensaison. Die offizielle Etappenführung startet mit der Überfahrt von Scheid nach Rehbach, durch den Nationalpark bis Asel-Süd führt, wo man mit der Fähre wieder zur Nordseite übersetzt und über den Knorreichensteig nach Scheid läuft. Da ich wegen der Streckenlänge lieber früher starten wollte entschied ich mich jedoch, den Startpunkt nach Asel zu verlegen. Diese Idee halte ich auch im Nachhinein noch für gut, allerdings sollte man dann en Hintern etwas früher hochbekommen als ich, denn wir starteten erst gegen 10 Uhr in Asel, wo ich das Auto unmittelbar am Urwaldsteig abstellen konnte. Und noch bevor ich starte treffe ich zwei Wanderinnen, die ebenfalls auf den Urwaldsteig wollen, um ihre letzte Etappe in Angriff zu nehmen. Allerdings sind die beiden, Mutter und Tochter aus dem Spessart, mit Zelt und schwerem Gepäck unterwegs, so dass ich aufgrund meiner Übernachtungen im Hotel und dem leichten Tagesrucksack fast ein schlechtes Gewissen bekomme. Gemeinsam machen wir uns nun auf den Weg, vorbei an der Aseler Kläranlage auf den Knorreichenstieg.
Hin und wieder bieten sich hier Ausblicke auf den Edersee, klar im Mittelpunkt stehen jedoch die auf den steinigen Hängen gewachsenen, knorrigen Eichen.
Wir haben ein gemütliches Tempo angeschlagen und genießen die stille im Wald, nur unterbrochen von unseren Unterhaltungen über unsere Erfahrungen auf dem Urwaldsteig, vergangene Wandertouren, die gleichzeitig Wandertipps für den jeweils anderen sind und weitere geplante Touren. Vorbei an einer stattlichen Anzahl von aufgesetzten Steinfiguren erreichen wir schließlich das Seeufer.
Was Kenny und ich hier noch nicht ahnen: in ein paar Stunden werden wir über den von den Bäumen verdeckten Weg genau gegenüber nach Asel-Süd kommen. Aber bis dahin ist es noch ein langer Weg… Wir laufen gemütlich weiter über nun wieder breitere Wege, bis wir an einen längst vergangenen Erdrutsch gelangen, um den wir herum geleitet werden und wo mir beim Blick auf die Uhr glühend heiß einfällt, dass die Aseler Fähre nur bis 18 Uhr fährt. Da es nun schon 11:30 Uhr ist, eine weitere Überfahrt und inklusive Zuwegung noch gute 25 Kilometer über Stock und Stein bis zur Aseler Fähre vor uns liegen ist das der Zeitpunkt, an dem Kenny und ich uns von unseren beiden Mitwanderinnen verabschieden, denn nun müssen wir ein wenig auf die Tube drücken.
Im Anschluss fällt das erst mal leicht, denn es geht über breite, teils asphaltierte Wege weiter in Richtung Scheid. Bald erreichen wir dann das Naturschutzgebiet Kahle Haardt und der Weg wird wieder schmaler, die Hänge felsiger und die Eichen noch knorriger.
Bald erreichen wir dann den Abzweig nach Scheid, den wir schon vom Vortag kennen. Das ist jetzt ein Vorteil, denn ohne wir müssen uns nicht weiter mit der Wanderkarte aufhalten und auf dem schon bekannten Wege zur Fähre laufen. Diese hat natürlich gerade erst in Richtung Rehbach abgelegt, als wir eintreffen, wodurch wir eine 15 minütige Zwangspause einlegen müssen und ich mich gedanklich bereits vom rechtzeitigen Erreichen des Ablegers in Asel-Süd verabschiede, denn auf die zahlreichen Fotopausen unterwegs kann ich schlecht verzichten… Als die Fähre schließlich wieder den Scheider Anleger erreicht und alle Fahrgäste von Bord sind, können Kenny und ich endlich übersetzen.
Der nette Fährmann kennt uns noch vom Vortag und erinnert sich daran, dass wir den Urwaldsteig bewandern, um einen Bericht zu schreiben. So entwickelt sich ein interessantes Gespräch und ich erzähle von meinem Dilemma, wohl die Aseler Fähre zu verpassen. Er zeigt sich sehr überrascht über die Länge der Etappe, hat dann aber eine grandiose Idee und zieht für mich den Telefonjoker. Zu meiner Überraschung ruft er Herrn Born an, der an der Bergstation der ebenfalls vom Vortag bekannten Standseilbahn von Hemfurth in unmittelbarer Nähe zum Urwaldsteig das Ausflugslokal „Zum Waldbölker“ betreibt. Und schon ist ein Shuttleservice für Kenny und mich eingerichtet, der uns zum Ausflugslokal bringt, wodurch wir den langen Zuweg von Rehbach zum Urwaldsteig und auch eine kurze Bergaufpassage auf diesem sparen. Dafür machen wir schließlich nach dem Aussteigen eine kurze Rast im gut besuchten Waldbölker am Hochspeicherbecken des Hemfurther Pumpkraftwerks und bedanken uns vielmals bei Herrn Born und seinem Sohn Felix, der für uns den Chauffeur spielte.
Lange können wir uns allerdings nicht an der urigen Blockhütte aufhalten, denn noch immer sind wir zeitlich nicht aus dem Schneider. Über den Ederseehöhenweg geht es nun einmal rund um das Speicherbecken und schon sind wir wieder auf dem Urwaldsteig, wo sich ein schöner Ausblick über den Nationalpark bietet, dem heute leider das diesige Wetter etwas im Wege steht.
Das war es dann aber zuerst einmal mit der Aussicht, denn wir tauchen wieder in den dichten Wald im Nationalpark ein. Über schmale, naturbelassene Pfade geht es im leichten Auf und Ab weiter dem Ziel entgegen, vorbei am unter einer großen Eiche gelegenen Grabe des 1893 verstorbenen Fürstlichen Oberförsters Carl Kruhöffer über den gegenüberliegenden Sauermilchplatz mit der zugehörigen Schutzhütte. Auf dem nächsten Abschnitt wechselt der Baumbestand und wir laufen an der Hangkante vorbei an Fichten und Kiefern und legen nochmal eine kurze Rast ein, denn wie schon an den beiden vorigen Tagen gibt es für Kenny kaum Möglichkeiten etwas zu trinken.
Lange halten wir uns allerdings nicht hier auf, denn die Zeit läuft weiterhin gegen uns, wie der Blick auf die Uhr verrät. Und so beschließe ich am nächsten Knotenpunkt an der Immenbuche den Urwaldsteig zu verlassen und über den Warzenbeißer Kunstweg ein wenig abzukürzen, da hier bereits die Fähre Asel in diese Richtung ausgeschildert ist. Dem Kunstweg mit einigen Skulpturen folgen wir über den Banfe, vorbei am dort gelegenen Forsthaus und stoßen an der Banfe Brücke wieder auf den Urwaldsteig.
Diesem folgen wir nun wieder, entscheiden uns aber am nächsten Abzweig nach 200 Metern nun dem Ederhöhenweg über die ausgeschilderten 3,7 Kilometer zu folgen, statt dem zeitintensiven Zickzack des Urwaldsteigs zu folgen. Der Ederhöhenweg verläuft hier oberhalb des Steilufers am See entlang und bald erreichen wir eine Stelle, die uns einen Ausblick auf das gegenüberliegende, sehr bekannt vorkommende Ufer frei gibt. Dort drüben haben wir vor einigen Stunden noch mit den beiden Urwaldsteig Trekkerinnen pausiert, ehe sich unsere Wege trennten.
Bald kreuzt der Urwaldsteig nochmal unseren Weg, verabschiedet sich aber gleich darauf wieder mit einem Anstieg in den Wald, während wir die letzten 1,7 Kilometer nach Asel-Süd in Angriff nehmen und schon bald den dort gelegenen Campingplatz erreichen.
Um 17:30 Uhr stehen wir schließlich am Fähranleger und haben es dank des Shuttleservices des Ausflugslokals Waldbölker und einigen kleinen Abkürzungen im Nationalpark noch rechtzeitig ans Ziel geschafft. Allerdings müssen wir den Fährmann noch suchen, denn der hat wohl tatsächlich nicht mehr mit Fahrgästen gerechnet. Zum Glück ist er schnell gefunden, er hatte uns wohl von seinem oberhalb des Ufers stehenden Wohnwagen aus gesehen und bringt uns unverzüglich zurück auf die Nordseite des Sees, wo wir entlang der vom ersten Tag bekannten Strecke über die Straße vorbei an einem Lageplan des gefluteten Alt-Asel zurück zum Auto laufen.
Nun geht es nach drei sehr schönen, aber auch anstrengenden Wandertagen zurück ins Seehotel Andree, wo wir den letzten Abend am Edersee gemütlich ausklingen lassen und am nächsten Tag diese uns bis dahin unbekannte Region leider schon wieder verlassen müssen.
Weitere Informationen
- Route Aufstieg: siehe Artikel
- Route Abstieg: siehe Artikel
- Dauer für Aufstieg: 1 Stunde
- Dauer für Abstieg: 1 Stunde
- Schwierigkeitsgrad: schwer
- Empfohlende Wandermonate: April - Oktober
- Klettersteig: nein
- Sehenswürdigkeiten: Knorreichenstieg, Naturschutzgebiet Kahle Haardt, Nationalpark Kellerwald-Edersee
- Einkehrmöglichkeit: Lokale in Scheid, Rehbach, Ausflugslokal Zum Waldbölker am Hochspeicherbecken, Campingplatz Asel-Süd
- Schuhwerk: knöchelhohe Bergschuhe mit guter Profilsohle
- Trittsicherheit: erforderlich
- Schwindelfrei: nicht erforderlich
- Wanderkarte: Wanderabenteuer Urwaldsteig Edersee (Touristinfo)
- Weiterempfehlen: ja - ich würde die Tour wieder machen
-
Hinweis:
Auf dieser Tour unbedingt die Fahrzeiten der Fähren beachten! Auch wenn der Edersee fast durchgehend in Sichtweite ist, ist er abgesehen von den beiden Fähranleger nicht zu erreichen. Für Hunde daher unbedingt Wasser mitnehmen. Die Benutzung des Tourenberichtes erfolgt auf eigenes Risiko. Es wird keine Haftung für etwaige Unfälle und Schäden jeder Art übernommen.
Bastian D.
Ich komme aus dem schönen Hunsrück und bin hauptsächlich auf den hier nur so aus dem Boden schießenden Wanderwegen unterwegs. Immer mit dabei ist mein Hund Kenny, der mich ohne Rücksicht auf das Wetter oder meine Tagesform nach draußen treibt.Außerdem bin ich zertifizierter Wanderführer und biete (nicht nur) für Gäste unserer Ferienwohnung Dickbaums geführte Wanderungen an. Ich hoffe meine Touren- und Testberichte sind hilfreich und würde mich freuen, Leser von wandersuechtig.de als unsere Gäste begrüßen zu dürfen.